Trinidad –
Ich bin vor Sonnenaufgang wach – irgendwie total hibbelich. Also erstmal rauf auf die Terrasse und beobachten, wie Trinidad langsam in goldenes Licht getaucht wird – zumindest kurzzeitig, denn wieder macht sich die bekannte Wolkendecke bemerkbar. Von unten auf der Straße hört man schon die ersten Geräusche – Leute, die sich aufmachen zur Arbeit zu gehen, einige Trecker, und Kids – scheint wohl die Schule gleich anzufangen. Nee… das lass ich mir nicht entgehen. Da Frank seinen Schönheitsschlaf braucht, ziehe ich alleine los.
Gute Entscheidung – ich bekomme den Alltag in der Stadt hier etwas anders zu sehen: Einige Schüler kommen mir entgegen – wohl auf dem Weg zur ersten Schulstunde – alle in Schuluniformen gekleidet. Die Plaza Major bekommt man wohl so leer nie zu sehen, dafür bekomme ich weiter hinten den Aufbau des heutigen Marktes zu sehen… Ich schlendere einige Straßen entlang – einige Bauern sind wohl gerade dabei zu ihren Feldern fahren – bis ich mich auf dem Weg zurück mache…
Frank ist schon wach als ich ankomme, also Frühstücken wir erstmal, bevor wir zahlen und unsere Sachen zur anderen Casa Particular von Jesús bringen. Eigentlich könnten wir hier auch bleiben, und Lucy, unsere Gastgeberin ist super freundlich – aber abgemacht ist abgemacht . Hier werden wir wie inzwischen von der gewohnten herzlichen kubanischen Art begrüßt und Jesús fragt, ob wir denn gefrühstückt hätten. „Ja? Man kann aber immer Früchte essen!“ und drückt mir einen Teller mit Messer in die Hand. Wenn wir Lust auf Mangos haben, sollen wir einfach hoch auf die Terrasse, jederzeit.
Lassen wir uns nicht zweimal sagen. Erweitertes Frühstück also, oder so . Und ja, die Mangos hier kann man einfach nicht mit den mikrigen importierten vergleichen, welche man bei uns im Supermarkt findet. Geschmacksexplosion! Und gleich so viel davon! Also jetzt brauchen wir wohl für heute kein Mittagessen . Nach ein wenig Smalltalk mit Jesús und was wir so vorhaben machen wir uns auf den Weg, mal die Stadt zu erkunden. Je nachdem, wie spät wir wieder zurückkommen, können wir noch Bescheid geben, ob wir hier zu Abend essen wollen. Top !
Iglesia de San Francisco de Asis
Wir hatten mitbekommen, dass es auf einem Hügel über der Stadt eine alte Kirchenruine gäbe, von der man einen tollen Ausblick hat. „Solang wir noch frisch sind“. Wir laufen an der Kirche von San Francisco de Asis ist vorbei (Ihr Glockenturm ist das Wahrzeichen von Trinidad)… Hier spielt eine Band auf dem Kirchenplatz typisch-kubanische Salsa, ein paar Minuten hören wir ihnen zu, bevor wir die Calle Desengaño hinauflaufen.
Die Häuser sehen schon hart herruntergekommen hier aus, und wir werden auch bald von einer Frau mit zwei kleinen Kindern angesprochen, welche um Seife bittet… Dass gewisse gewöhnliche Haushaltsartikel hier als Luxusgüter durchgehen (Tampons, Kondome, …) hatten wir schon gehört – aber Seife? Ich schätze mal, dass Leute, welche nicht in irgendeiner Form im Tourismusgeschäft sind, eher CUP als CUC zu Gesicht bekommen… Ich fühle mich echt mies, die Frau vertrösten zu müssen – Ich habe keine dabei. Dafür kramen wir einige Süßigkeiten für die Kids aus dem Rucksack, und die Frau bedankt sich mehrmals für einige Scheine. Das hier ist definitiv keine Masche – krass welche unterschiedliche Lebensqualität es hier gibt…
Ermita de Nuestra Señora de la Candelaria de la Popa
Wir laufen noch ein Stück weiter, die Straße wandelt sich zu einem Schotterweg und führt uns zur Ruine der ältesten Kirche Trinidads „Ermita de Nuestra Señora de la Candelaria de la Popa“. Nicht mehr viel ist von ihr übrig, aber sie uns wirklich von der Nähe anschauen geht nicht – Sie befindet sich in einem umzäunten Gelände einer Baustelle… Sieht nach Krankenhaus oder sowas aus… Die Aussicht von hier aus ist schon interessant, wir entscheiden uns aber weiterzulaufen – Fast stolpert Frank über einen Hund, der uns schon seit der letzten Kreuzung folgt. „Na du? Wir haben nichts für dich.. Schokolade sollte man Hunde nicht geben oder?“. An einer in einer Höhle gebauten Diskothek vorbei laufen wir einen Trampelpfad den Hügel hoch… Dort oben scheint ein Fernmeldeturm oder etwas ähnliches zu sein… „Señora perra“ folgt uns brav und findet auch bald einen Stock um apportieren zu spielen. Vorbei an alten Bunkern mit Schiessscharten kommen wir nach gut 30 min wir oben an.
Cerro de la Vigia
Das Gelände ist zwar umzäunt, aber der Wächter hat uns von weitem schon gesehen – „Die Aussicht von da genießen? Quatsch, kommt sein!“. Der Hügel hier heisst „Cerro de la Vigia“ und der gute Mann hier teilt sich eine 12h-Schicht mit einem Kollegen der ihn gegen Abend ablösen wird. Wirklich aufregend ist der Job nicht – ab und an mal den Generator checken, wenn der Strom ausfällt (was anscheinend oft passieren soll). Dafür schaut er sich gerne Sportkanäle im Fernsehen an – natürlich Baseball. „Señora perra“ liegt inzwischen im Schatten der Stahltreppe zum Turm. Wir haben ihr etwas Wasser aus einer der Flaschen gegeben, welches wir mitgenommen hatten, nen Großteil ging durch ihr rumspringen aber daneben . „Wir nennen den Hund den ‚Touristenhund‘. Er läuft einfach sehr gerne die Strecke hier hoch und runter. Gerne in Begleitung“. Wir reden noch ein bisschen über Sport und er führt uns auf das Dach des Radioturmes hoch. Hammeraussicht! Wir bekommen sehr viele Infos über die von hier aus gut sichtbare „Valle de los Ingenios“ und der Zuckerrohrproduktion. Auch einige Luxushotels, Villen am Rand von Trinidad kann man von hier aus sehen. Ganz hinten beginnt das Meer – Playa Ancon soll recht schön sein. Wir sollten unbedingt mal hin, sagt der Wächter, und die „Casa de la Musica“ könnten wir uns mal abends anschauen, aber es wäre recht touristisch… es gibt aber auch viele andere Bars mit guter Livemusik. Wir reden noch nen Weilchen, bis wir uns langsam auf dem Weg machen und uns für die tolle Tour mit den vielen Infos bedanken (und er sich auch im Gegenzug – es wird wohl wirklich recht langweilig hier oben)
Plaza Mayor
Unten angekommen schlendern wir über die Plaza Mayor und „Señora perra“ findet schon ein paar neue Leute, die hoch auf den Hügel wollen. Kurz setzen wir uns auf eine der Bänke auf dem Platz – Hier sonnen sich einige Eidechsen.
Morgen sollten wir mal zur Playa Ancon gehen, aber heute wollen wir uns mal die Stadt anschauen. Wir werfen einen Blick in das Museo Romántico gegenüber rein, bevor wir durch die Straßen laufen. An der Casa de la Musica vorbei, drehen wir eine Runde bis wir wieder im Stadtzentrum sind.
Jetzt noch für Abendessen zu unserer Unterkunft zu laufen wird knapp. Wir entscheiden uns für das Restaurant „Sol y Son“ ein kleines Familiengewerbe („Paladar“ in Kuba) aus dem Livemusik zu hören ist. Klasse Wahl. Das Essen schmeckt und die Musiker haben es drauf .
Casa de la Musica
Wir lassen den Abend an der Treppe der Casa de la Musica ausklingen. Hier ist es ziemlich voll – und nicht unbedingt nur mit Touristen. Zum Gebäude kommen wir eh nicht, aber an der Ecke gibt es eine „Fensterbar“, in der ein recht junger Kubaner Cocktails zubereitet und aus dem Fenster herraus verkauft – die 2 CUC (2.00 USD)-Mojitos habens in sich, und da wir einige Gesprächspartner auf der Treppe finden für nen Plausch bleibt es nicht bei einem – die Nacht wird lang.