Trinidad –
Kurz nach 7:00 stehen wir am Busbahnhof von Trinidad. Während wir auf den Bus warten, plauschen wir ein wenig mit anderen Reisenden und lernen Jannis und Vicky kennen, welche wie ich auch Griechen sind, jedoch in Belgien wohnen.
Der Bus kommt pünktlich und es geht ab nach Santa Clara, welche extrem von Che Guevara geprägt sein soll – hier hat er seine größte militärische Leistung erbracht.
Santa Clara –
Knappe 3 Stunden später erreichen wir schon den Busbahnhof in Santa Clara. Wir haben jetzt noch bis 18:05 bis zur Weiterfahrt nach Varadero. Die Tickets (11 CUC (11.00 USD)) sind schnell gekauft, aber wohin jetzt mit den Rucksäcken nun? Natürlich gibt es auch in dem kleinen Busbahnhof ein Gepäckaufbewahrungszimmer – ganz unkompliziert das ganze . Schon bei der Ankunft bemerken wir, dass hier Che Guevara hier sehr sehr sehr präsent ist – und wohl noch mehr verehrt wird als im Rest des Landes. Kein Wunder – hier gelang „El Commandante“ der beeindruckenste militärische Erfolg als er einen gepanzerten Zug des Diktators Batista stoppe und die Waffenladung erbeutete.
Wir entscheiden uns zusammen mit Jannis und Vicky zu 4t loszulaufen. Ein Blick auf die Karte im Lonely Planet: „Die ist doch fürn Arsch, hört genau bei Monumento de Tren Blindado auf – wo ist der Hügel?!“*. Nicht das erste Mal, dass ich nen Reiseführer unzureichend fand. Dummerweise ist hier in Kuba etwas problematisch den Weg per Internet zu finden (und nen Handy haben wir beide nicht mitgenommen). Zum Glück hat Jannis nen Fresszettel von nem Freund bekommen mit ner groben Skizze des Weges. Sieht unkompliziert aus – eigentlich fast die Hauptstraße lang.
Museo y Monumento Memorial Comandante Ernesto Che Guevara
Der Weg führt uns zunächst zur Plaza de la Revolution: Hier wurde anlässlich des 30. Jahrestages der Schlacht von Santa Clara das Monument zu Ehren von Che Guevara erbaut und 1988 fertiggestellt. Das gesamte Denkmal besteht aus dem Monument, einem Museum und dem Mausoleum.
Der beeindruckendste Teil ist wohl die überdimensionale Che Guevara Statue mit seinem in Stein gehauenenen Abschiedsbrief vor dem riesigen Aufmarschplatz in Beton. Ein wenig kommt bei mir die Frage auf, ob das ganze Geld, was hier hineingesteckt worden ist, nicht in moderne Infrastruktur, welche Kuba dringend braucht, besser aufgehoben wäre… Doch so etwas sollte man hier wohl nicht laut aussprechen – ebensowenig wie Kritik an manchen von Ches Methoden – Che hatte sicherlich gute Absichten und Ideen, aber die Schattenseiten gehen im Heldenkult unter… .
Die sterblichen Überreste Ches wurden 1997 in Bolivien exhumiert und nach Kuba überführt, und befinden sich nun im Mausoleum, welches sich auf der Rückseite des Monuments befindet. Hier müssen wir all unsere Taschen und Kameras abgeben, da das Fotografieren streng untersagt ist und man von Sicherheitspersonal kontrolliert wird. Von der Hitze draussen gelangen wir in einem kühlen Raum in dem Reliefs von Che und seinen Mitstreitern hängen. An einigen von ihnen sind auch frische Blumen angebracht.
Wir bleiben ein wenig hier, bevor wir unsere Sachen nehmen und weiter zum Museum gehen. Dieses ist zwar recht klein, doch man kann hier viele Erinnerungsstücke aus Che Guevaras Leben sehen. Interessant sind auch die persönlichen Gegenstände aus seiner seiner Kindheit in Argentinien (seinem Zeugnis nach zu urteilen hätte er mehr in der Schule aufpassen müssen ). Alles, was man ihm bis zu zu seinem Tod in Bolivien zuordnen kann scheint hier zusammengetragen worden zu sein: Briefe, Tagebücher, Kleidungsstücke…
Parque Leoncio Vidal
Am Park von Leoncio Vidal machen wir kurz halt unter der Pagode und besorgen uns etwas zu trinken – der Magen fängt auch langsam an zu knurren – in der Fußgängerzone nebenan werden wir auch bald fündig: Leckere Hamburguesas und dazu eine Cerveza Bucanero – das Bier schmeckt mir irgendwie besser als das weiter verbreitete Cristal hier – malzig-süß, wobei es trotzdem kein Weltklassebier ist .
Wir setzen uns draussen an einen Tisch, plauschen ein bissel und schauen den vorbeilaufenden Leuten zu: Erstaunlich viele Regenschirme werden hier als Sonnenschutz benutzt – das ist mir in Havana und Cienfuegos nicht so aufgefallen…
Monumento a la Toma del Tren Blindado
Das Monument und Museum zu Ches militärischen Erfolg in dieser Stadt ist genau an den Bahngleisen erbaut worden, an denen im Jahre 1958 18 Guerilleros des Movimiento 26 de Julio unter Leitung ihres Comandante Ernesto Che Guevara den Tren Blindado mit einer Planierraupe zum entgleisen brachten. Mit den aus dem gepanzerte Zug erbeuteten Waffen gelang die Eroberung Santa Claras und des Sturz des Diktators Batista.
Wagons des Zuges stehen hier kreuz und quer über den Platz verteilt, zusammen mit den sternförmigen Strukturen vermittelt das Ganze die Gewalt, mit dem der Zug wohl entgleist ist. Es ist ein Museum der anderen Art, zwar nicht besonders informativ, finde ich, aber die Idee gefällt mir. Für 1 CUC (1.00 USD) können wir uns das innere der Wagons mit einigen Fotos und Infos anschauen. Auch die Planierraupe der Marke Caterpillar ist hier ausgestellt – recht ironisch, dass gerade ein US-Produkt eine so große Rolle bei dem Fall der Diktatur spielte .
Loma Del Capiro
Allzulange halten wir uns aber hier nicht auf – das Nationaldenkmal ist einige Meter entfernt auf einem Hügel. Erstmal über die Gleise auf die andere Seite und der Straße folgen. Nach einigen Treppenstufen gelangen wir auch auf dem Aussichtspunkt. Der Wind hier oben macht die Hitze etwas erträglicher – und sorgt für ein leises Pfeifen in den Röhren des Monumentes. Für mal Pause machen ist der Hügel ganz nett – weiter unten sehen wir auch einige Pärchen auf dem Rasen sitzen. Die Aussicht ist jedoch weniger spektakulär – liegt jedoch eher an der Stadt selber . Havana von oben sieht doch schöner aus.
Nach einer Weile auf dem Rasen liegen steigen wir wieder hinab – an der kleinen Bar am Fuß vom Hügel trinken wir noch etwas und schauen den bunten umherhuschenden Geckos** zu, bevor wir uns langsam auf dem Weg zurück zum Busbahnhof machen.
Dort holen wir unsere Rucksäcke ab, und haben noch ne gute halbe Stunde Zeit bis der Bus kommt, daher besorgen wir uns noch einige Cuban Sandwiches für die Fahrt – zum Abendessen kommen wir heute wohl nicht. Obwohl wir uns alle doch ein wenig müde fühlen, ist der Weg von Santa Clara nach Varadero wohl einer der interessantesten unserer ganzen Reise: Zwischen den zwei recht touristischen Zielen Trinidad und Varadero scheint es hier einige Dörfer zu geben, welche nicht vom Tourismus profitieren – die nötige Geldspritze von außerhalb erreicht diese Orte einfach nicht. Dies ist nicht nur an der Infrastruktur hier (keine mehrspurige Autopista) sondern vorallem an den Häusern bemerkbar: Von schönem Kolonialstil nichts zu sehen, auch nicht bunt bemalte Häuschen wie in Vinales. Nichtmal kommunistische Klötze gibt es hier – die Gegend hier erinnert eher an die Wellblechhäuser welche wir in Cienfuegos am Stadtrand gesehen haben. Das ist wohl das Kuba, das der gewöhnliche Tourist nicht zu Gesicht bekommt. Während wir langsam über einen Bahnübergang fahren, sehe ich im spärlichen Laternenlicht noch einige Kids einen Ball durch eine Seitengasse kicken. „No es fácil“ – das kubanische Leben – zumindest wenn man nicht zu den „oberen Zehntausend“ gehört. Ich muss unweigerlich an die dekandenten Prunkschlösser in Cienfuegos denken…
Varadero –
Varadero erreichen wir kurz vor 22 Uhr – das ganze hier sieht zwar nach Ferienort aus, aber ich habe es mir tatsächlich schlimmer vorgestellt… Ballerman-style oder so. Jesús von der Casa in Trinidad hat vor unserer Abfahrt einige Anrufe getätigt und hat uns ein Zimmer in einer Casa Particular hier reserviert. Wir waren selber recht erstaunt, dass es hier nicht nur Hotels gibt. Jannis und Vicky wollen sich für die letzten Tage was gönnen und hauen jetzt das Geld raus: Schickes Hotel und vielleicht mal morgen nach nem Segeltrip schauen. Klingt irgendwie ganz cool, aber ich würd gern hier tauchen gehen und mir die Wracks anschauen … zumindest muss ich das 18 Stunden vor dem Flug an unseren letzten Tag schaffen, sonst könnte es ungesund für mich werden… Wir verabreden uns mit den beiden für morgen, 18:00 am Strandabschnitt auf der Höhe des Parque Central. Sie müssen in die eine Richtung, wir in die andere – irgendwo nach dem Park muss Calle 46 sein… Dann suchen wir nach der Casa von Anabel und Guille. Nicht wirklich schwer zu finden . Anabel sitzt schon draußen auf der Veranda und wartet auf uns. Mit einer kühlen Limonade werden wir begrüßt . Auch Guille gesellt sich bald zu uns und wir quatschen ein wenig, bevor es ins Bett geht. Wir sind echt ziemlich alle heute.
*Loma Del Capiro
**Das sind eigentlich Saumfingerechsen (Anolen)