Vinales –
Der Tag beginnt mit einem herzhaften Frühstück in unserer Casa – Omelette, Chorizo, Toast und jede menge Früchte*. Lecker. Von der Hauptstraße aus hört man immer lauter werdende Musik… Heute ist ja der erste Mai – Tag der Arbeit! Natürlich ist das auch hier ein Feiertag . Wir beeilen uns und laufen die Terrasse runter. Die Hauptstraße ist ja gleich um die Ecke. Hier findet ein Umzug statt, mit einigen örtlichen Salsaschulen und Stelzenläufern. Viele Schulklassen tragen selbstgefertigte Banner. Wenn einige (etwas casual, aber immernoch uniformierte) Militärs nicht aufgetaucht wären, würde das wie ein einfacher Dorfsumzug aussehen, jedoch mischt spätestens auf dem Marktplatz ein wenig Politik mit. Abwechselnd zu Gedichten von Schülern und Musikgruppen (sehr viele Lieder über Kubas Volkshelden Che übrigens ) werden auch einige Reden gehalten (Bürgermeister? Bürgerrat?). Ich glaube, wir sind die einzigen Ausländer hier – wohl auch die einzigen, welche so früh aufgestanden sind (7:00!).
Wir bleiben aber auch nicht sehr lange, nach ca ner Stunde entscheiden wir uns uns doch nen Roller auszuleihen und mal auf eigene Faust Die Gegend nördlich von Vinales anzuschauen. Aleida meinte noch, dass man hinter dem Restaurant „Casa Don Thomas“ Roller und Fahrräder ausleihen könnte. Leider ist der Laden wegen des Feiertages geschlossen. Mist, das hätten wir uns denken können. Als Alternative überlegen wir uns zur Tourist Info zu gehen, gegenüber des Marktplatzes. Auch hier nicht viel Glück. Das Büro ist zwar besetzt, aber die Roller werden für 24 Stunden verliehen und sind noch nicht zurück. Die Hop-on-Hop-off Busse scheinen heute auch nicht zu fahren. Ob generell auch die Höhlen heute geschlossen sind? Dann lohnt sich nen Roller ausleihen eh nicht. Der Mann im Büro beruhigt uns: Die üblichen Attraktionen sind auch Sonn-und-Feiertags geöffnet . Wir könnten einfach Im Büro oder auf der Terasse davor warten – sollte nicht allzu lange dauern. Ich entscheide mich von kurz zum Supermarkt zu gehen und uns mit Wasser und einigen Snacks einzudecken. Und eventuell… ja, Eis klingt jetzt nach ner guten Idee. Auch Frank ist happy, als er was kühles in die Hand gedrückt bekommt.
Wir setzen uns auf die Terrasse und schauen der sich langsam auflösenden Menschenmenge zu. Langsam wechselt das Treiben zum typischen Tagesablauf hier: Gemüse- und Früchtehändler fahren durch die Straßen, geben lautstark Info über was sie geladen haben und halten auf Zuwinken an. Ananasverkauf aus dem Kofferraum? Keine Seltenheit. Ebensowenig wie Rücksitze voller Zuckerrohr. Jedes Auto ist hier ein Nutzfahrzeug. Die Zeit verfliegt doch ganz schnell mit Leute beobachten, mit zwei anderen Reisenden (die einzigen, welche wir bisher hier gesehen haben – und auch nen Roller suchen) und einigen Einheimischen reden, welche wohl mit den Beamten von der Tourist Info befreundet oder verwandt sind und mal reingeschaut haben. Irgendwann erscheinen dann auch zwei Pärchen mit je einen Roller, den sie zurückbringen. Klasse. Formalitäten klären (25 CUC (25.00 USD) / 24h), dann gehts los – es ist schon fast Mittag.
Palenque de los Cimarrones –
Wir fahren Richtung Norden – selbst hier, doch nen Stück vom Dorfzentrum weg, gibt es Casa Particular. Jeder, der wohl ein freies Zimmer hat, vermietet es auch – Tourismus ist schließlich ne gute Einnahmequelle. Am Palenque de los Cimarrones halten wir an. Die Grotten hier haben eine historische Bedeutung: Als „Cimarrones“ (oder Maroons) wurden entlaufene Sklaven auf Kuba und in der übrigen Karibik allgemein benannt. Diese wurden hauptsächlich mit Beginn der industriellen Revolution gezwungen auf Zuckerplantagen zu arbeiten. Die Cimarrones schlugen sich durch die Wälder und mussten bei erfolgreicher Flucht in der Wildnis überleben. Hier sollten sie – in den Höhlen – eine Siedlung aufgebaut haben. Für die schwarze Bevölkerung symbolisierte der Cimarrón die Hoffnung, der Sklaverei entfliehen zu können, zumal durch Anwerbung und Bewaffnung Europäischer Kolinialmächte welche sich mit Spanien im Kriegszustand befanden, Cimarrones Guerilla-Angriffe auf Spanische Siedlungen und andere Expeditionen vornahmen. Heute kann man nur ansatzweise auf die Piraten-Romantik in diesen Grotten schließen: Am Vorder- und Hinterausgang befinden sich Bar und Restaurant mit ein wenig rustikaler Dekoration.
Das beeindruckende ist hier die Grotte selbst. Wir laufen einmal durch und finden uns am Restaurant wieder – welches ein wenig nach Touri-Attraktion schreit. „Hier werden wohl die Touribusse ausgekippt, mhh?“. Getränke haben wir einige dabei, aber wir entscheiden uns doch für etwas kaltes, wenn wir schonmal hier sind. Viele Gäste sind nicht gerade da – was wohl hier los ist, wenn mehrere Busse ankommen? Hmm, Softdrinks, Bier und tonnenweise Cocktails stehen auf der Karte. Wir entscheiden uns für nen Cocktail (die Auswahl ist halt groß und sehr interessant). Die Canchanchara-Variation klingt interessant… mit Kokoswasser und Maracujasaft. Alright. „Kann man einen auch ohne Rum haben? Ich muss ja noch fahren…“. Der Barkeeper schaut mich an wien Auto. Er scheint sich zu fragen, ob ich nen Witz gemacht habe… und lacht. Okay, dann spiel ich mit und lache auch. So eng sieht man das mit dem Alkohol hier wohl nicht. Er macht uns zwei Virgin-Cocktails und stellt uns ne Flasche Rum hin – „Macht rein, wieviel ihr wollt“, grinst er . Falls man es jetzt nochnicht gemerkt hat: Man kann gefühlt überall Rum bekommen… und das günstig.
Cueva del Indio –
Erfrischt, fahren wir weiter zur Cueva del Indio. Wir haben wieder glück: Kein Bus, der seine seine Ladung vor dem Besucherzentrum der berühmtesten Karsthöhle im Nationalpark von Viñales ausschüttet. 5 CUC (5.00 USD) pro Nase kostet der Eintritt. Die über 165 Millionen Jahre alten Höhle war mal Heimat eines Indio-Stammes. Nachdem die Höhle 1920 von Bauern entdeckt wurde, ist sie recht schnell für Touristen erschlossen worden.
Wir schlendern ziemlich gemächlich durch die Höhle, welche spärlich beleuchtet ist. Kaum was los hier. Irgendwann gelanden wir zu einem unterirdischen Fluss an dessen Bootssteg schon ein Boot auf uns wartet. Alle paar Minuten macht eines der drei hier fahrenden Boote eine Runde. Wir sind die einzigen Fahrgäste – langsam fahren wir weiter in die Höhle hinein. Der Bootsführer Zeigt uns mit einem Laserpointer verschiedene (meist nach Tieren) benannte Gebilde. Wir erreichen den Höhlenausgang nach einer Weile und fahren zu einem Anlegeplatz – man muss sich erstmal ein wenig wieder an das Licht gewöhnen.
Wir befinden uns auf der Rückseite der Höhle auf einem Tal – Hier kann man verschiedene Aktivitäten buchen wie Reitausflüge oder Birdwatching. Vögel anschauen? Mal was anderes. 7 CUC (7.00 USD) / 2h mit Guide und Wanderung durch das Tal. Okay, gebucht. Eine ältere Frau verkauft hier etwas Obst – Snack für zwischendurch? Klar. Da sie größtenteils die kubanischen Pesos (CUP)** als die Pesos convertible (CUC) in der Kasse hat, bekommen wir unser Wechselgeld in der „kleinen“ Währung zurück. Auch okay, macht das Einkaufen irgendwann aufn Markt einfacher.
Vinales –
Da wir noch ein wenig Zeit haben, bevor es dunkel wird, fahren wir noch ein wenig nördlich die Straßen hoch und schauen uns die Landschaft an – kaum jemand auf der Straße. Und auch kaum Straßenschilder. Wir müssen uns wirklich merken, wo wir hingefahren sind, bei Dunkelheit sieht hier erst recht alles gleich aus. Da der Magen sich langsam meldet, machen wir uns auf den Weg zurück.
Aleida ist schon am kochen und es dauert nicht lange, bis es Abendessen gibt. Restaurantessen kann nicht da ansatzweise ankommen. Es gibt „Ropa Vieja“, was „Alte Klamotten“ bedeutet: Pulled Pork mit Tomatensoße und Bohnen, dazu gebratene Yuca und Reis. Lecker ! Interessant finde ich, dass die Tomaten und die Gurken hier nicht die gezüchtete Art zu sein scheinen, welche es in Europa gibt. Kräftigeres Fruchtfleisch und dickere Kerne. Merkwürdig. Wir entscheiden uns nach dem Essen noch kurz zu Mirador zu fahren – gestern war es ja ziemlich bewölkt. Doch auch heute sieht es nicht wirklich nach sichtbaren Sonnenuntergang aus. Generell scheint mir gibt es zu unserer Reisezeit recht wenig klaren Himmel. Heißt jedoch nicht, dass es nicht warm ist und die Sonne nicht brennt. Meine Arme haben dank Rollerfahren schon ziemlich Farbe abbekommen . Wir laufen später noch Richtung Marktplatz zu einer Bar, welche im Hof des Gemeindezentrums aufgebaut worden ist. Salsa, Cocktails und Livemusik – die Nacht wird noch lang…
*Papaya heisst hier übrigens „Fruta Bomba“
**1 CUC (1.00 USD) ≠ 1 CUP (1.00 USD)