Otavalo –
Während ich noch sanft schlummere macht Mario sich mal wieder vor Sonnenaufgang auf Richtung Markt um beim Aufbau zu fotografieren.
Er kommt um 9 zurück und präsentiert seine Fotos und einen Timelapse des Marktaufbaus. Nach dem Frühstück machen wir uns auch auf zu unserer Shoppingtour. Das Hostel ist inzwischen auch voll geworden. Das allwöchentliche Event hat begonnen.
Auf dem Markt hat sich nicht sehr viel verändert. Die Preise sind nicht viel höher geworden, aber das kommt auch immer darauf an wie gut man handelt. Ich bin nicht mehr so sehr auf dem „Schmuck-aus-Samen“-Trip wie vor 7 Jahren… Könnte ich älter geworden sein? Ich schiebe den gruseligen Gedanken beiseite und konzentriere mich auf das Shoppen von Souveniers.
Die Alpaca-Schals finde ich immernoch genauso gut und kaufe eine ganze Reihe… welche ich davon verschenke kann ich dann ja zuhause noch entscheiden.
Für unsere Papas wollen wir Panama-Hüte – eigentlich haben sie hier ihren Ursprung (courtesy of Wikipedia ) – kaufen. Es gibt verschiedene Stände aber ich finde erst recht spät das wonach ich suche.
Als ich mich an einem Stand umsehe und nach der Größe frage, setzt mir der Verkäufer immer wieder einen Hut auf… Passt doch Prima. „Ja Schätzchen, passt super aber wenn du mir zuhören würdest, hättest du inzwischen verstanden, dass ich den Hut nicht für mich will, sondern für meinen Papa. Papa! Größerer Kopf!“ Ich gebe es auf und finde bei der netten und umsichtigeren Dame am Nachbarstand das wonach ich suche. unsere Papis bekommen die gleichen Hüte und wir machen uns auf den Rückweg.
Vorbei am Supermarkt in dem wir uns noch mit Dulce de Leche eindecken.
Wir sammeln unsere Rucksäcke wieder ein und laufen zum Busbahnhof. Durch Otavalo kann man eigentlich wirklich gut einfach zu Fuß gehen. Auch wenn man etwas Gepäck hat.
„À Quito, à Quito, à Quito, à Quito?“ Jep, in diesem Fall hast du Recht, die mit Riesenrucksäcken beladenen Touris wollen diesmal tatsächlich nach Quito. Wir werden zu dem Bus geleitet, der als nächstes abfährt und sind auch schon unterwegs.
Zwei Reihen vor uns wird es plötzlich lauter. Zwei Frauen sind, so glaube ich über die Sitzplatzwahl, in Streit geraten. Das Streitgespräch wird schnell genereller. Man erkennt hier die in der Gesellschaft Ecuadors schwelende Zerfurchung, welche sich zwischen den indigenen Stämmen der Landbevölkerung in den Andenregionen und den meist in den Städten heimischen Nachfahren spanischer Einwanderer aufgetan hat. Die Indigena ruft immer wieder, sie würde durch Frauen, wie die Dame, mit der sie sich streitet, als Mensch zweiter Klasse (oder wie sie es ausdrückt „Como un animal“) behandelt.
Die anderen Personen im Bus verdrehen die Augen oder grinsen über den Streit, aber man merkt, dass es schon allen etwas unangenehm ist. Mario ist kurz davor bei einem der vorbeilaufenden Eisverkäufern im Bus „Dos Helados por las Señoras!“ zu bestellen. Der Busfahrer hat eine andere Idee, macht den Fernseher mit einem B-Movie Actionfilm auf voller Lautstärke an… hin und wieder wird das Geballere noch durch ein behertztes „Como un animal!!!“ unterbrochen aber der Rest der Fahrt ist ruhiger.
Quito –
Terminal Norte
Vom Terminal Norte nehmen wir die C5 zurück nach La Mariscal. Der Bus ist randvoll, wir ergattern noch einen Platz und nehmen unsere schweren Rucksäcke auf den Schoß. An einem Punkt wird Mario von einem Mann dumm angemacht. Er solle doch gefälligst für eine Frau mit Kind aufstehen. Ja. prinzipiell ist das richtig, nur dass vielleicht auch einige andere um uns herum, die keine 15 Kilo Rucksäcke auf dem Schoß haben, hätten aufstehen können. Zumal dann der Rucksack allen anderen den Weg versperrt hätte. Die anderen Leute um uns schauen den Typen auch verwundert an. Na ja, wenn man es auf jemanden abgesehen hat, dann den Gringo, hmm? Mario wird etwas sauer, aber ich bringe ihn dazu den Typen zu ignorieren. Wir müssen noch einmal umsteigen in Colon, aber die nächste Trolé fährt an derselben Stelle ab. Im Ganzen ist das öffentliche Verkehrsnetz in Quito echt gut.
Plaza Borja Yerovi
Unser Hotel diese Nacht heißt „Art Plaza“. Echt süß und der Platz davor (Plaza Borja Yerovi) macht seinem Namen alle Ehre. Alle Gebäude sind liebevoll bemalt. In der Mitte ist ein kleiner Springbrunnen in dessen Becken sich einige Kolibris baden. Absolut empfehlenswert.
Plaza Foch
Zum Abendessen gehen wir wieder ins Herz von Mariscal. Zum Plaza Foch. Aber man merkt, dass Samstag ist. Es wird laut und voll und ja, ich merke heut zum zweiten Mal, dass ich nicht mehr 25 bin. Wir überlegen einfach wieder in das Restaurant zu gehen, das letztes Mal so nett war mit der entspannten Livemusik. Die Livemusik hat sich aber inzwischen in ein nicht auszuhaltendes Reggaeton-Gedröhne aus dem Laufsprecher verwandelt und ich bekomme davon Kopfschmerzen. Also gilt es etwas anderes finden.
Ein Mädel auf der Straße fängt uns ab und fragt ob wir ein Restaurant suchen. Ich bin bei sowas ja immer etwas vorsichtig, aber sie scheint nett zu sein und wir gehen mit. Es wird auch schnell klar, warum das Restaurant einen „Schlepper“ braucht. Der Eingang ist sehr versteckt in der Parallelstraße des Plaza und man muss erst durch ein Treppenhaus 3 Stockwerke rauf. Oben aber finden wir ein modernes sauberes Restaurant vor.
Das sehr junge Personal von „Miskay“ sagt uns, dass sie erst vor 4 Wochen geöffnet haben. Das Essen auf der Speisekarte ist etwas teurer als das des Restaurants unten aber dafür sieht die Karte interessant aus. Kein 08/15. Sehr interessante Cocktails. Das Essen ist für mich in diesem Fall etwas schwierig, weil doch sehr vieles Gluten enthält. Aber zumindest können sie mir genau sagen wo Weizen drin ist, was auch nicht immer der Fall ist. Mario bestellt ein ziemlich lecker aussehendes Ziegenfleisch-Gulasch. Für mich findet sich auch sehr schmackhaftes glutenfreies Ceviche mit Patacones. Bin also auch zufrieden.
Wir sind mit unserem letzten Abend in Ecuador zufrieden und bereiten uns schweren Herzens auf unseren morgigen Abflug vor.