Varadero –
Gnaaah – wieso stehe ich immer wieder im Urlaub so früh auf? Ich ziehe mich an und laufe mal los. Calle 46… Calle 45…Calle 44… Alter Schwede. Es ist noch 7 Uhr früh und mir fängt der Schweiß aus den Poren zu laufen. Es ist jetzt schon recht schwül – wie wird das wohl später am Tag sein? Immer wieder schaue ich nach hinten, ob ich ein Taxi sehe, das in meine Richtung fährt… Fehlanzeige. Aber ein Imbiss hat offen. Coffee to go & ne große Empanada… Ich bin fast schon 10 Blocks gelaufen, als ich ein Cocotaxi sehe, das auf der verlassenen Straße in meine Richtung fährt… Ein wenig Fuchteln und Hoffen, dass der Fahrer anhält – und ich sitze auf dem Rücksitz mit meinem Rucksack und den Flossen. „Buceo, Amigo?“. Aber sowas von, ich will jetzt nurnoch ins kühle Wasser ! Für 2 CUC (2.00 USD) werde ich gerne zur Tauchbasis Baraccuda gefahren. Der Tauchguide, mit dem ich gestern schon gesprochen hatte wartet schon. Ich lege meine Quittung von gestern vor, damit sind auch alle Formalitäten erstmal erledigt. Ich kann draussen warten, es geht gleich los – naja, auch gut… ob drinnen oder draussen, es ist genauso warm und schwül .
Auf der anderen Straßenseite steht ein Reisebus, neben dem ein Typ mit nem Rucksack auf dem Bordstein sitzt. Soll ich hier warten oder… gehts auf der Hinterseite der Basis los? Dort beginnt ja schon das Meer? Der Typ neben dem Bus ruft mich: „Gonna dive the Caribe too, mate?“. Damit ist klar, dass er ausm Känguruhland kommt . Das Wrack heisst also Caribe? Ich hab irgendwas von „B dreihundert-und-irgendwas“ gestern gehört und „Neptuno“? Ein wirkliches Briefing gibts wohl später. Ich komme nicht wirklich dazu mich mit Paul (dem Australier) zu unterhalten – der Guide kommt zusammen mit dem Busfahrer aus der Tür der Basis: „Vamos!“. Wir steigen in den Bus ein. Okay… das Boot liegt wohl doch nicht hier.
Dann geht es los: Alle paar hundert Meter halten wir an einem Hotel an und sammeln einige Taucher ein. Verdammte Axt, ich hätte mir das Laufen heute sparen können. Die ersten Leute, die wir einsammeln, sind noch pünktlich… aber je mehr es Richtung Westen zu den schickeren Hotels geht, desto mehr müssen wir warten. Einige verkaterte Partytouris kommen auch hinzu… Na super – vor dem Hotelklotz „Blau Varadero“ stehen wir erstmal ne gute Viertelstunde bis die zwei Herren „Muscleshirt“ gähnend in den Bus stolpern. Toll, das sieht ja schon nach Tauchunfall aus, da brauchen wir CSI Varadero nich, Fall abgeschlossen – die nehmen die echt mit? Weiter gehts… unsere letzte Station vor dem Yachthafen an eine schicki-micki Resort… Der Guide läuft rein, schaut sich um.. niemand in der Lobby. Durch die verglaste Front kann man sehen, wie er mit der Lady beim Empfang redet. Sie telefoniert. Beide warten. Wir warten. 10…15 Minuten. Sie telefoniert nochmals. Es vergehen wieder 15 Minuten bis „mein Vater ist Anwalt“ in seinen pastell-zartrosa Shorts und seine Mama in Strandkleid, Sommerhut und XXL-Sonnenbrille erscheinen. „Nee, Nee… das sind nicht die auf die wir wart… oh. Oh! Doch.“ . Das klischeehafte high-snobiety Weib hat jetzt wohl nichts besseres zu tun, als den armen Guide anzukreischen, als er wohl irgendwas von wegen „jetzt aber mal schnell“ sagt. Wow, der Mann hat sich wohl vorher paar Valium reingezogen – anders erträgt man solche „Kunden“ nicht. Guide kommt zum Bus, Sohnemann mit den Händen in den Taschen und Mama klackert auf ihren Stilettos hinterher. Alle steigen ein… und… die Mexikaner vor mir aus Yucatan, mit denen ich in der Zwischenzeit ein wenig geplauscht hatte, fangen an langsam und ironisch zu klatschen. Der spöttische Beifall breitet sich im Bus aus, der Guide grinst dankend und die zwei Exemplate der Crème de la Crème setzen sich bedröppelt auf zwei Sitze. Na endlich.
Der Bus dreht ne Kurve, fährt vielleicht noch 300 Meter und hält an der Marina vor einer Bretterbude an. Die paar Meter hätte die Tante auf ihren Stöckelschuhen sicher nicht laufen können…
Das Einchecken in der Basis hier verläuft sehr chaotisch. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass viele Köche hier den Brei verderben – Taucher stehen sich gegenseitig auf den Füßen, und an der Ausgabe für Equippment wird ständig nach dem Breviers gefragt, aber wirklich draufgucken tut niemand – dafür wird hektisch hin-und-hergerannt um Ausrüstung zu holen. Irgendwann habe ich alles vorrätig (und bin froh meine ABC-Ausrüstung selbst mitgebracht zu haben.. Einige Leute sind immernoch am Ausprobieren). Jetzt gehts aufs Boot… Oh! Stahlflaschen. Das ist mal was anderes. Einige Leute sind schon auf dem Boot, welches doch sehr groß ist – wir sind schon ne Menge Taucher hier. Dennoch habe ich keinen Plan, wer nun mit wem tauchen wird, und ob es Anfänger gibt, mit denen erfahrenere Taucher ein Buddy-Team bilden sollten. Immerhin sieht die Ausrüstung im Vergleich zur Tauchbasis in Playa Ancon top aus.
Wir fahren los – langsam an den ganzen Yachten und Mangrovenwäldchen vorbei… Richtung offenes Meer. Ich komme ins Gespräch mit den zwei Mexikanern aus Tulum, welche ihre ganze Ausrüstung mitgebracht haben auf ihren Trip. Die haben mitbekommen, dass wir heute nicht zum Patrol Boat 383 fahren, sondern uns die Wracks Neptuno und Caribe anschauen – weil wir auch recht viele unerfahrene Taucher dabeihaben. Auch gut, Wrack ist ist Wrack, oder?*
Eyyyyyo! Buceeeeeo in Varadeeeeero! Y después un bucaneeeeero!
Gefühlt sind wir ne ganze Weile unterwegs, bevor wir am Spot ankommen. Ich habe genug Zeit mir von den Cenoten Mexikos vorschwärmen zu lassen – ich muss da echt hin… Die Wrecksite „Neptuno“ ist zuerst dran. Eingeteilt wird in zwei Gruppen, wobei einige Tauchguides sich noch eine kleinere dritte machen mit absoluten Anfängern. Diese bekommen einen persönlichen Aufpasser. Ein wirkliches Buddysystem gibt es nicht. Da ich neben Paul, dem einzelnen Taucher sitze, der hier auch solo hergekommen sind, gehen wir als Buddyteam zu 2t in die Gruppe mit den 2 Mexikanern.
Equipcheck und ab ins Wasser! Der Tauchgang soll recht einfach werden: Auf einer maximalen Tauchtiefe von 10 Metern sind die Überreste eines deutschen Dampfschiffes verstreut, welches bei einem Unfall in den 20er Jahren untergegangen ist. Einen merkwürdiger, aber entspannter Tauchgang. 10 Meter? Das fühlt sich fast wie schnorcheln an. Es ist übrigens schwer, das Schiff als solches zu greifen – zu sehr sind die Reste dieses Schiffes auf dem Meeresgrund verstreut. Einzig die großen Boiler geben eine gewisse Vorstellung von der Größe. Zwischen den Spalten des Wracks sammeln sich unzählige Fischschwärme, welche mit der Strömung hin-und-herschwingen. Einige vereinzelte Parrotfish und Barrakudas sind die größten Fische, die ich zu Gesicht bekomme – die Hauptattraktion ist das Wrack. Gefühlt verbrauche ich bei dieser Tiefe fast nichts an Luft…
Wieder an Bord gibt es eine kurze Pause, bevor es ein Stück weit weitergeht zum nächsten Spot: Das Wrack „Caribe“. Flaschen tauschen und ab gehts. Auch das Wrack liegt bei knappen 10 Metern, dafür kann man erkennen, was es mal war: Ein Tugboat (Schlepper) das hier untergegangen ist. Man kann hier in die Steuerkabine hinein, wenn man sich ein wenig bückt. An der Seite des Schiffes entdecke ich einen Schwarm kleiner Barracudas, welche sich hier gegen die Strömung zu schützen scheint. Auch ein recht einfacher Tauchgang.
Für den Rückweg entscheide ich mich, am Parque Central rausgeschmissen zu werden. Logbucheintrag mache ich auf der Fahrt – und nen Stempel gibt es zum Glück in der Equipment-Hütte – den ganzen Weg lauf ich sicher nicht zweimal hin und her .
Ich treffe Vicky, Jannis und Frank an unserer „Lieblingsbar“ – die sind schon eifrig dabei Cocktails zu vernichten. Auch sie hatten verdammt viel Spass auf ihren Trip – Schnorcheln, sich die kleinen Inselgruppen vor Varadero anschauen… und als Mittagessen gabs Hummer . Achja: Ich sollte was essen. Hamburguesas & cerveza wiedermal. Na dann…
Auf dem Rückweg zu unserer casa schauen wir noch beim Viazul-Büro vorbei: Mist, hätten wir früher erledigen sollen. Das Büro ist schon zu, und morgen geht unser Flug, da sollten wir lieber sichergehen und den ersten Bus nehmen. Alternativ gehts auch mit nem Taxi – wird aber halt teuer.
*Man sollte es wirklich irgendwie so drehen, dass man sich die B 353 anschauen kann, sie ist es Wert, als ich mir später Fotos angeschaut habe