Varadero –
Heute schlafen wir mal ausnahmsweise aus – schließlich ist das auch mal nötig. Als wir noch etwas schlaftrunken aus dem Zimmer kommen, grinst uns Anabel an: „Kaffee?“. Oh ja ! Wir helfen ein bisschen beim Tisch decken und frühstücken dann gemütlich. Heute wollen wir mal ausspannen. Nach einer Dusche machen wir uns langsam auf den Weg, Varadero zu erkunden. Die Stadt sieht bei Tag total anders aus, als ich sie erwartet habe: Keine Ballermann-Atmosphäre, keine reihenweise hingepflanzten Beton-Resorts. Die Stadt hier könnte ein Ferienort irgendwo im Mittelmeer sein, wäre da nicht die alten Straßenkreuzer.
Ursprünglich war diese Halbinsel von Indios besiedelt und die Spanier haben sie später als Reparaturdock benutzt (daher auch der Name Varadero). Davon ist inzwischen nichts zu sehen – dafür aber von einigen Sommervillen kubanischer Haciendabesitzern aus der Jahrhundertwende. Gerade in dem Bereich in dem auch unsere Casa ist, scheint es einige alte Gebäude zu geben (Calle 40-50). Irgendwo soll es hier auch eine Villa von Al Capone* geben hatte Jannis gestern noch gemeint. Gegenüber des Parque Central befindet sich… eine Mall? Nee – Moment mal. Das Gebäude, was aussieht wie ein Einkaufszentrum ist der Park „8.000 Taquillas“ (Taquilla = Umkleideschrank), wo Touristen neben der Umkleide- und Schließschränken auch kleine Imbissbuden finden. Das ist also das Ding, was damals in den 60ern gebaut worden ist, um Einheimische aller Schichten und ausländische Besucher hier zu integrieren. Heutzutage ist der Tourismus hier in eine für Einheimische unbezahlbare Richtung gegangen – für Leute, die nicht in der Tourismusbranche arbeiten ist das hier wohl unbezahlbar. Wir schlendern die Avenida primera entlang (abgesehen von dieser gibt es noch parallel die Avenida Playa) Richtung Westen.. hier sollte die Tauchbasis sich befinden – neben der Beatles-Bar vor der 4 Lebensgroße Statuen von John, Paul, George, und… diesem andern Typen stehen. Die kleine blaue Hütte mit den vielen Fischbildern hat zwar kein „dauerhaft geschlossen“-Schild dran, jedoch den Hinweis, dass die Tauchbasis sich nun in Calle 6 befindet. Und wir sind gerade in Calle…. 59… Uff.
Kein (Coco)-Taxi weit und breit. Da laufen wir lieber am Strand entlang. Auch hier sieht es nicht extrem touristisch aus… eher entspannt. Wir wechseln zwischen Strandstraße und Avenida primera ab und lassen die Stadt auf uns wirken. Irgendwann so bei Calle 30 rum erreichen wir einen Marktplatz mit recht vielen Souvenirs – auch nicht schlecht, können ja morgen mal schauen, ob wir was Cooles finden. Da es hier einen Anbieter für Segeltouren gibt, klinkt sich Frank aus – wäre ne Idee morgen für Ihn, während ich Tauchen gehe. Ich schaffe es auch irgendwann zur Tauchbasis „Barracuda Diving Center“, wo ich mich für den morgigen Halbtagestrip anmelde – 2 Wracktauchgänge für 80 CUC (80.00 USD). Klasse. Mit nem Cocotaxi fahre ich zum Marktplatz zurück und unterhalte mich mit dem Fahrer dabei – ein Maschinenbauingenieur. Jep, ich kann es mir grad echt nicht vorstellen, wie das gehen soll – mein Vater ist ja auch mal Taxi gefahren während seines Ingenieurstudiums um sich was dazuzuverdienen, aber den Beruf aufgeben? Hier scheint es wohl die lukrativere Lösung zu sein, denn ein Taxifahrer wird in CUC ausgezahlt. Wenn man hier nicht irgendwie in Kontakt mit Reisenden kommt, scheint man wohl kein richtiges Geld zu verdienen…
Ich treffe Frank am Strand und wir gehen auch gleich ins Wasser. Abkühlung… gefühlt haben unsere Klamotten schon ne Weile am Körper geklebt. Als „Nachmittagessen“ gibts (mal wieder) Hamburguesas mit Cerveza. Der Strand scheint ideal für Kids zu sein – man scheint ewig weit Reinlaufen zu können und immernoch Grund unter den Füßen zu haben.
Langsam wird es Abend – wir laufen am Strand entland zum vereinbarten Ort und treffen bald Jannis und Vicky. Die Strandbar in unserer Nähe sieht einladend aus, also besuchen wir die mal. Scheint einem All-Inclusive Hotel anzugehören, denn wie auch in Playa Ancon werden die Preise für nicht-Hotelgäste günstig und salopp berechnet – ein Trinkgeld für den Barkeeper eben. Auf dem Strand liegend, schauen wir uns den Sonnenuntergang an – einige Kids spielen mit ihren Eltern Baseball. Lustig, wie ich irgendwie als Dolmetscher arbeiten muss – einige Wörter wollen uns einfach auf Englisch nicht einfallen, da rede ich mit Frank deutsch und übersetze für das Pärchen auf Griechisch. Dabei rede ich nicht nur einmal Frank auf Griechisch an und den Kellner von der Bar der nun auftaucht auf Deutsch .
Wird auch Zeit, dass wir was zu beissen bekommen – wir sind schon bei der dritten Runde Cocktails… wie gewohnt auf nüchternen Magen. Weiter hinten hatte ich ein interessantes Restaurant gesehen: „La Sangria“ – zwar in die andere Richtung von unserer Casa und Jannis und Vickys Hotel, aber wir wollen es mal versuchen. Gute Wahl! „Italienische und Internationale Speisen“ ist etwas irreführend, denn hier wird sehr kreativ gekocht, aber „la casa del buen comer“ trifft den Nagel auf den Kopf. Riesenauswahl, Riesenportionen und lecker gekocht . Stellt sich übrigens raus, dass Frank morgen mit der selben Yacht wie Jannis und Vicky unterwegs sein wird. Auch cool, ich muss morgen um 8:00 an der Tauchbasis sein (eigentlich wollten sie mich abholen, aber ich konnte mich einfach nicht an die Adresse unserer Casa erinnern)… Kurz nach 23:00 kommen wir dann müde, aber satt & glücklich wieder zu unserer Unterkunft.
*Diese wurde allerdings nicht als Ferienhaus benutzt, sondern für Schmuggelware