Trinidad –
„Der frühe Vogel fängt den Wurm“. Heute sind wir keine frühen Vögel. Ein reichhaltiges Frühstück gibts heute trotzdem. Nach ein bisschen Smalltalk mit Jesús bekommen wir auch mit, dass man an der Playa Ancon auch Tauchen kann. Klasse. Wir nehmen unsere Masken und Flossen mal mit – sicherlich schnorcheln wir auch ein wenig. Heute spielt das Wetter auch definitiv mit – die Sonne hat so ziemlich alle Wolken der letzten Tage verdrängt. Wir laufen die kopfsteingepflasterten Straßen runter – hier im Zentrum wird man wohl keine Taxis finden. Unterwegs entdecken wir einen Anbieter für Touren in den Nationalpark „Topes de Collantes“ in der Nähe. Klingt gut – wir könnten noch einen Tag hier bleiben. Wir gehen in das Büro rein, lassen uns beraten – und buchen eine Tour. Morgen sollten wir recht früh wieder hier vor Ort sein.
Einige Straßen weiter schaffen wir es auch ein Taxi herbeizuwinken für Playa Ancon. Die Fahrt ist jetzt nicht gerade kurz, aber wir scheinen ein „Taxi Collectivo“ (oder „Máquina“)* erwischt zu haben, denn der Fahrer beugt sich schon aus den Fenster und ruft mir ein „À la playa!“ zu – Okay. Das ist jetzt das erste mal mit so nem Taxi, ein wenig überfordert zunächst, aber wird schon hinhauen. „Si, si, si eso es perfecto!“ . Wir steigen ein und er gibt Gas. In meinem ziemlich grottigem Spanisch frage ich, wie es denn aussieht mit den taxi collectivos – ich dachte nur Einheimische dürften mit denen fahren. „Quatsch“, meint er, „wer mit will, winkt das Taxi an und frägt wohin es fährt. Einfach“ . Außerdem: Jedes Taxi Collectivo ist irgendwie auch ein gewöhnliches Taxi. Wenn man speziell an einen Ort will, fährt ein Taxifahrer einen auch dort hin. Wird nur teurer.** Wir hatten also verdammtes Glück hier. Aus der Stadt raus, kaum auf der geraden Straße zum Strand nehmen wir noch ein kubanisches Pärchen mit. Wird ein wenig enger, aber die Unterhaltung bekommt neuen Wind – Kubaner sind stolz auf ihr Land und sie wollen es Ausländern auch mitteilen, was ein großes Plus ist, denn so bekommt man recht viele Tips für Unternehmungen auf der Weiterreise. Ich bin mir sicher, dass wir nun auch Santa Clara zeitlich mit den Viazul-Bussen anschauen können, und in Varadero muss ich auf jeden Fall auch tauchen. Castro war ja ein extrem begeisterter Taucher. Dort liegen duzende absichtlich versenkte Schiffe.
An einem großem Hotel halten wir. Das Taxi wird noch ein bisschen warten auf Mitfahrer und dann wieder zurück nach Trinidad fahren. Die Fahrt hätte uns jetzt jeweils 50 CUP gekostet – wir zahlen da lieber 7 CUC (7.00 USD). Hätten wir das Taxi speziell zum Strand genommen hätten wir sicher sogar das doppelte gezahlt…
Playa Ancon –
Wir laufen am Hotelempfang vorbei und Richtung Strand – Ich bin mal gespannt ob das klappt mit dem Tauchen, sonst schwimmen/schnorcheln wir einfach. Die Tauchbasis ist nen Steinwurf von der Strandbar des Hotels entfernt. Frank sucht sich ein schattiges Plätzchen und ich schlappe mal zur Basis. Gutes Timing: In so ner Stunde wollen die Jungs los. Ein Tauchgang an einer nahegelegenen Wall ist geplant. Mit mir zusammen sind es nur 3 weitere Taucher. Entspannt also. Wir regeln die Formalitäten, Tauchschein, Datum des letzten Tauchganges und die obligatorischen 40 CUC (40.00 USD). Equipment ist schnell ausgesucht. Alright. Ich soll nur pünktlich wiederkommen. Ich geh mit Frank noch kurz ins Wasser bis das Boot mit den Tauchern vom morgendlichen Tauchgang erscheint. „Bring mir auch ne Meerjungfrau mit, sonst muss ich hier paar Chicas klarmachen“ grinst Frank und deutet auf die größtenteils doch älteren Damen am Strand.
Auch meine Mit-Taucher sind doch ein wenig älter. Merkwürdig, dass so wenig Leute in unserem Alter hier sind. Besonders weit fahren wir nicht mit dem Boot raus. Es geht also recht fix los. Briefing, Buddycheck und ab ins Wasser. Jeweils ein Buddy-Team bekommt nen eigenen Guide. Wir tauchen ab und die Wand entlang und lassen uns langsam nach unten fallen… Es gibt schon nen schönen Korallengarten hier der recht gesund aussieht – merkwürdigerweise sehe ich nicht besondes viele Fische. Kleinere schon, aber wohl nichts größer als 15cm – Überfischung? Muränen waren nun die Ausnahme, von denen wir gleich drei zwischen Felsspalten in der Wand entdecken. Irgendwann merke ich plötzlich, dass ich mich viel tiefer als meine Gruppe befinde und es mich doch weiter nach unten zieht – fühlt sich so ein Tiefenrausch an? Tatsächlich fühle ich mich leicht euphorisch und nehme die eigentlich eher grünlicheren Korallen in einem violettem Ton wahr – die Geräusche des Atemreglers klingen gedämpft… Der Moment der Erkenntnis, Klarkeit und Schrecksekunde und ich steige recht schnell wieder auf – das merkwürdige Gefühl schwindet schnell. Blick auf den Tiefenmesser: 25 Meter. Ich kann gerade absolut nicht einschätzen wie tief ich eben war – ich halte jetzt einfach ne Höhe knapp über meine Gruppe. Sicher ist sicher. Der Rest des Tauchganges verläuft ereignislos. Insgesamt war das jetzt bis auf den Vorfall ein „netter Tauchgang“ aber der Spot ist jetzt nichts besonderes.
Zurück an der Playa Ancon fülle ich noch fix mein Logbuch aus, bevor ich Frank suche – der döst ein wenig auf ner Liege vor sich hin. „Was zu trinken?“ – Oh ja! Die Strandbar ist grad um die Ecke. Schnick-schnack-schnuck! Ich muss laufen. Fauler Sack, ey… Der Barkeeper scheint sich gerade zu langweilen und ist tatsächlich happy Kundschaft zu haben. Preise stehen auf der Cocktailkarte keine dran, aber kostet in Kuba egal wo eh nich die Welt. Ich bestelle mal zwei Mojitos, dann schauen wir weiter. Fix sind die gemacht und ich frag ihn was ich ihm denn schulde. „Öhh? Du bist nicht vom Hotel?“ fragt er etwas verdutzt. Er zuckt mit den Achseln. „2 CUC (2.00 USD)„. Jo, klar – kommen wohl nicht allzuviele Leute hierher die nicht im Hotel bleiben. Der Nachmittag verläuft phasenweise mit schwimmen gehen, gammeln und Cocktails bestellen. Ab der dritten Runde winkt der Barman ab und gibt uns die Cocktails so – für ihn war das wohl extra Trinkgeld. So knapp nach 16:00 entscheiden wir uns doch, langsam zurückzufahren. An der Hotellobby wartet ein britisches Pärchen auf ein Taxi zurück nach Trinidad welches sie sich haben rufen lassen. Perfekt, dann teilen wir uns das.
Trinidad –
Zurück in unserer Casa duschen wir erstmal, und entscheiden uns mal auf den Kirchturm der Kirche von San Francisco de Asis hinaufzusteigen. Auch ne tolle Aussicht, und ein schöner Sonnenuntergang von hier oben. Da sich der Magen langsam meldet und wir wieder nicht Jesús für Abendessen zeitig Bescheid gegeben haben, müssen wir uns was anderes suchen: Wir schauen uns also in dem Gässchen nahe der Casa de la Musica um und entscheiden uns für ein Restaurant an der Ecke zum Platz (Bar/Restaurante Esquerra). Recht wenig los hier – setzen uns und bestellen. Wein in Kuba? Gibt es tatsächlich. Warum also nicht zum Essen?
Während wir auf unser Essen warten, wird es von draussen lauter und eine Touristengruppe sammt Guide biegt durch die Tür rein. Oh Mann, ist das Restaurant hier ne Tourifalle? Okay, wäre ja fast anzunehmen, so direkt an der Plaza Major, aber bisher hatte wir noch kein wirklich schlechtes Essen… Die Gruppe ist durch alle Altersklassen gemischt, von Grundschulkind bis Oma & Opa ist alles dabei.
Da die Tische nicht ganz ausreichen, stehen zwei Pärchen etwas verloren im Raum – wir winken, schließlich sind alle Tische recht groß. Hier passen noch 6 Leute dran… Die Gruppe scheint Spanisch zu sprechen, aber vom Akzent sind das sicher keine Spanier. Mexikaner? Argentinier? Hmm. Stellt sich herraus, dass die Gruppe aus Argentinien kommt – wir kommen ins Gespräch und die 2 Pärchen sind ganz cool drauf. Während sie auch bestellen positioniert eine Band ihre Instrumente in einer freien Ecke des Raumes und fängt auch gleich an zu spielen. Nicht schlecht. Und gemäß der Redewendung „Beifall ist des Künsters Brot“ wird gerne geklatscht. Nach dem 2ten oder 3ten Song kommt auch unser Essen und einige Leute von der Gruppe fangen an, bekannte Lieder mitzusingen. Tolle Stimmung! Und die Musiker legen sich noch mehr ins Zeug – so ein Publikum ist klasse, und auch einfach zu motivieren mitzumachen: Für einen der Musiker scheint es wohl erstaunlich zu sein, dass er die erste angesprochene Person aus der Gruppe nicht zweimal bitten muss, sich zwei Maracas zu schnappen und mit einzusteigen. Nach und nach werden zusätzliche Instrumente verteilt und auch die Instrumente der Musiker wechseln die Spieler. Auch ich komme zur Gelegenheit mit Bongo-trommeln in einige der Songs mit einzusteigen. Zwar ist das Essen hier auch recht gut, aber ist tatsächlich zur Nebensache geworden. Wirklich lange zum schlafen werden wir heute nicht kommen, wie es aussieht. Dabei müssen wir morgen früh aufstehen .
*Kuba ist wohl das einzige Land, in dem es Taxifahrer gibt, die bestimmen, wohin es geht
**Ich bin selbst erstaunt, dass ich alles gesprochene halbwegs verstanden habe unter dem röhrenden Motor des klapprigen Oldtimers. Der Mann hätte auch Chinesisch sprechen können, und ich hätte geglaubt es wäre Spanisch bei dem Lärm