San Blas –
Ich wache auf. Es ist windig… und stockdunkel. Also wirklich absolute Dunkelheit. Irgendwie hat sich die Temperatur abgekühlt – wo ich vorher ohne Bettlaken geschlafen habe, fühlt es sich nun kühl an, da der Wind durch die Bast-Spalten kommt. Das Meeres- und Palmenblattrauschen machen das ganze noch surrealer. Es ist wie ein konstantes „white noise“ in totaler Dunkelheit. Eigentlich muss ich aufs Klo, aber die Toiletten sind auf der anderen Seite der Insel und gefühlte jede 10min hört man ein *Klonk* Kokosnuss oder Palmenblatt, hier fällt nachts viel herunter dank Wind. Ich nehme meine Taschenlampe mit und laufe raus… irgendwie Weg von den Hütten. den ganzen Weg bis zu den Toiletten zwischen den Palmen und möglicherweise fallenden Kokosnüssen zu tänzeln ist gerade nicht .
Dann lege ich mich wieder hin und wache kurz nach Sonnenaufgang auf, bleibe aber noch etwas im Bett. Als das Muschelhorn ertönt, heißt es wieder essen fassen. Wir schlappen Richtung Frühstück… und wieder fällt ein Palmenblatt ca 5-6m von uns entfernt zu Boden. Einige Blackbirds landen drauf und gucken bissel doof. Generell fange ich inzwischen an zu schauen, nicht direkt unter Kokosnüssen herzulaufen.
Das Frühstück? Continetal. Kaffee, ein Hotdogbrötchen mit Käse. Irgendwie wäre ja typisches Kuna-Essen interessanter gewesen. Warum wird das Essen den Gästen angepasst? Kommt schon Leute, wir sind noch in Lateinamerika hier… Nach einer Weile werden wir vom gestrigen Partyboot aufgesammelt. Ich bin gespannt auf die neue Insel, welche wir sehen werden. Wir machen einen kurzen Zwischenstop auf einer anderen Insel um Sachen auf- und abzuladen (generell wird recht viel kombiniert – nicht nur wir, als Gäste herumgeschiffert, sondern nebenher auch viele Einkäufe transportiert, man will ja nur einmal fahren müssen, da soweit abseits des Festlandes der Sprit sicher teuerer ist). Auf die Frage hin, wo eigentlich „Starfish Island“ sei, bekommen wir die Antwort, dass das die Sandbank gestern war. Durch viel Tourismus seien die Seesterne dort verschwunden. Die Insel, an der wir gerade geankert haben, ist jetzt fast eine Starfish Beach reicher, denn hier gibt es dafür jetzt mehr. Kaum legen wir los, kommt von hinten der Besitzer eines Katamaranes welches hier geankert hat in seinem Dinghy angebrettert, zieht ne steile Kurve und macht die Leute unseres Bootes nass. Die zwei Kunas im Boot machen zwar gute Miene zu bösem Spiel, aber keiner der Insassen hier fand das besonders lustig. „The fuck, asshole?!“.
Die „Robinson Crusoe Insel“
Naja, weiter gehts zum Schnorcheln auf die nächste Insel. Stolze 12 Palmen gibt es hier und ne kleine Hütte. Crusoe-Atmosphäre eben. Passend dazu, ist es heute Freitag . Wir sind zu 7t: Das Pärchen vom Reiseburo gestern (aus Schweden), die 2 Mädels vom Hilton und noch ein Alleinreisender (alle drei Deutsche) – Sollte es jetzt nicht allen klar sein: Panama ist als Reiseziel unter Deutschen beliebt. In 2h sollen wir wieder abgeholt werden für ein Barbeque auf Chichime. Alright.
Wir schwimmen, schnorcheln, umrunden die Insel (welche auch ein kleines schönes Riff besitzt). Das schwedische Pärchen scheint trotz des typischen hellen Teints etwas länger in Panama zu sein: Etwas Farbe haben die abbekommen. Auch die 2 Mädels liegen inzwischen auf Handtüchern und sonnen sich – wobei… in der prallen Sonne? (Hummer sind übrigens nicht natürlich rot, erst wenn man sie kocht nehmen sie diesen Ton an). Die anfängliche Begeisterung von gestern schwindet langsam, als nach 4h Warten unser Boot noch nicht auftaucht.
Haben die uns vergessen? Zwar kommen einige Boote, aber keines davon ist unseres. Die Frage an die Personen denen die Hütte hier gehört, ob sie unsere Bootsführer kennen, wird verneint, also kann man auch nicht einfach auf dem Handy anrufen. Immerhin gibt es auch hier Getränke – verdursten werden wir nicht, aber trotz liegen im Schatten wird es langsam unangenehm. Ich spüre schon ein Ziehen auf der Haut meier Waden – die lagen in der Sonne. Kurz bevor ich meinen möchte, einfach ein ankommendes Boot zu bitten uns nach Aroma zurückzufahren, erscheint unseres. Jetzt waren wir gute 5h hier. Ich sehne mich nun definitiv nach was Kaltem zu trinken und etwas zu Essen.
Isla Chichime
Wir haben Barbeque Chicken, Salat & Früchte in Chichime. Hunger! Unser Bootsführer meint nach dem Essen, dass wir noch 20min danach Zeit hätten uns hier aufzuhalten. Hmm, oookay. Ich will mir mal auf der genüberliegenden Inselseite die angelegten Boote anschauen, da wird mir schon „Ey, amigo! Diez minutos!!!“ hinterhergerufen. Chill mal, Meister! Okay, man ist Gast, aber 3 Stunden extra in der Sonne ohne viel Schatten brutzeln zu lassen und dann all-inclusive-Pauschaltour-Atmosphäre mit tippen auf die Uhr? Nicht cool . Irgendwie wäre vielleicht einfach ne Überfahrt gut gewesen ohne „Auswahl der Insel zum Schlafen und danach wird man auf einige Inseln transportiert werden“… also einfach ein Katamaran mieten. Aber dann würde wieder viel Organisation nötig und man müsste einiges an Geld in die Hand nehmen. Naja… Außerdem könnte man auf diese Weise nicht wirklich mit den Einheimischen reden… wobei wir auch nicht wirklich in den Dialog kommen – die Antworten sind meist recht lakonisch und lassen das Gespräch enden.
Isla Aroma
Mit dem Partyboot gehts nach Aroma. Kaum kommen wir zu unserer Hütte, sehen wir schon einige Diebe sich mit ihrer Beute aus der Hüttentür kommen: 3 Blackbirds mit Platanos im Schnabel suchen das Weite. Sie haben sich unter die Tür durchgeschoben und waren im Inneren. Als wir den Raum betreten, beschleicht mich das Gefühl, dass die Viecher gar nicht so dumm sind – aber verfressen. Die schon von uns geöffnete Tüte mit den Maduras ist geplündert und einiges an Inhalt auf dem Sandboden verstreut. Sie haben es sogar geschafft die Platano Tüte zu öffnen. Überall im Raum befinden sich die Abdrücke der Räuber . Wir verlassen den Ort des Verbrechens und nehmen eine sehr sehr nötige Dusche bevor wir uns hinlegen. Die Haut schreit regelrecht nach Aloevera. Bei mir ist es hauptsächlich der Rücken und die Kniekehlen (Sonnenbrand an Waden ist ein übles Ding, jedes Kniebeugen zieht wie irre an der Haut), Ena ist schon den ganzen Trip damit beschäftigt , den Sonnenbrand mimimal zu halten (mit mäßigem Erfolg ).
Als Abendessen gibt es Platanos mit Reis und Gemüse. Währenddessen unterhalten wir uns mit 2 Mädels, welche in einem Hostel in Panama City im Stadtteil Balboa untergebracht sind. Das soll recht neu, aber schön sein und recht unbekannt. Zu zweit haben sie ein 6er Dorm. Auch sie reisen morgen Nachmittag ab. Auch die 2 Mädels vom Hilton reisen morgen ab, jedoch vormittags. Sie waren von Kuba aus hierhergereist. Dort hatten sie Urlaub zwischen Trinidad und Varadero gemacht und Verwandte besucht, da die Mutter einer von beiden von dort stammt. Wow, ich kann mich noch erinnern, dass die Dörfer zwischen Santa Clara und Varadero nicht gerade zu den reichsten gehören, aber wie soll ich das nun verstehen, dass beide aus Hamburg-Altona kommen? Als wir über unsere letzten Unterkünfte in Panama City reden, meinen sie, dass sie sich für den letzten Tag was gönnen wollen: Das Hard Rock Hotel. Hmm, ist das Hilton nicht teurer? Aber ja, ich denke für den letzten Tag können wir auch ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Schauen wir mal. Einige Neuankömmlinge sind auch bei uns am Tisch: Hubert aus Schweden hat eine Tagestour mit Übernachtung hier gebucht, da sein Arbeitgeber plant, eine Eco-Bungalow-Siedlung mit Kooperation der Kunas in San Blas einzurichten (Kleine Luxusappartements mit Photovoltaik, Wasserausbereitung, etc.) und er sich einen Eindruck schaffen soll.
Ich weiß nicht – inzwischen sehe ich San Blas mit gemischten Gefühlen: Nach den zwei Tagen fühlt es sich hier an wie ne Mischung aus Ferienlager und all-Inclusive. Ja, es ist paradiesisch, quasi Prospektlandschaft – aber… diese Zeitplan-Organisation macht vieles zunichte. Eine Luxus-Siedlung für Touries hier? Macht die Sache definitiv nicht besser. Vielleicht machen die zwei Volunteering-Mädels bessere Erfahrungen hier…