Latacunga –
Wir stehen recht früh auf und zahlen die Nacht im Hostel (32 USD) bevor wir in Absprache mit Tiana unsere Rucksäcke in der Aufbewahrungskammer einschließen. Einige Wertgegenstände kommen in einen der Schließfächer – wie üblich haben wir genug Schlösser dabei um ein solches nutzen zu können. Die nächsten zwei Tage werden wir mit unseren Daypacks auskommen – wobei tatsächlich ein Großteil des Inhalts Snacks und Elektronik sind .
Bevor wir uns Richtung Busbahnhof machen, haben wir eine weitere Hürde du bewältigen: Ein ATM finden, welches auch Geld ausspuckt. Wir tigern fast schon eine Stunde durch die Stadt und haben schon 5 verschiedene Automaten mit jeweils 3 verschiedenen Karten ausprobiert, bis eine Bankangestellte uns den Tip gibt mal beim „Parque Vicente Leon“ vorbeizuschauen. Hier stehen aneinandergereiht Bankomaten von unterschiedlichen Banken – und wir haben auch prompt Glück: Es knattert, rattert und die Geldscheine erscheinen aus dem Schlitz.
Terminal Terrestre Latacunga
Ob wir noch rechtzeitig den Busbahnhof erreichen bevor der frühe Bus nach Quilotoa abfährt? Wir genehmigen uns eine Taxifahrt zum Terminal und haben Glück: Zwar sind wir offiziell zu spät für den 8-Uhr Bus, doch die Fahrt wird erst um 8:30 losgehen, da noch zu wenig Fahrgäste anwesend sind. Klasse .
Es sind recht viele freie Plätze vorhanden während unserer Fahrt, und ich kann wirklich nicht sagen, von welcher Seite die Aussicht besser, atemberaubender, schöner ist… Wir fahren an Pujili vorbei und die Landschaft wird hügelig – einige Wolken zaubern Farbspiele auf den Weideflächen…
Vorbei an Tigua, erreichen wir Zumbahua – Da es Sonntag ist, gibt es hier einen riesigen Markt. Leider können wir nicht spontan aussteigen, da unsicher ist, wann der nächste Bus nach Quilotoa fährt – außerdem… wir haben sowieso vor Otavalo zu besuchen, dort soll der Wochenendmarkt noch größer sein .
Quilotoa –
Das kleine Dorf am Rand des Quilotoakraters umfasst knappe 40 Häuser – das Auffinden unserer Lodge gestaltet sich also recht einfach, befindet sich diese recht zentral. „Runa Wasi“ bedeutet übrigens „Haus des Menschen“ und wir wurden von Olympia, der Tochter der Inhaberin mehr als nur herzlich empfangen (mit einem heißen Canelazo – hier merkt man tatsächlich die Höhenmeter. Es ist schon doch etwas kühl.). Wir bringen nach ein wenig Smalltalk unsere Sachen in unser Zimmer, welches einen kleinen Kamin direkt vor dem Bett besitzt – cozy… Es wird definitiv heut Nacht kalt werden .
Um den Tag heute noch nutzen zu können, sollten wir früh zum Krater – es dauert schon eine Weile, um hinunterzukommen. Wir ziehen also unsere Hoodies an und eine Regenjacke drüber – so bleibt die Wärme drin – als Jackenersatz. Direkt schon am Kraterrand flashed uns die unglaubliche Aussicht auf den Kratersee. Wir entscheiden uns, hinunterzulaufen und Kajak zu fahren, statt eine Wanderung um den Krater zu machen oder uns Fahrräder für eine Umrundung zu leihen. Der Weg hinunter ist recht holprig, aber dank Wanderschuhen und noch recht angenehmen Wetter ist ein Abstieg kein Problem – das etwas kräftezährende scheinen die Höhenmeter (3914m) zu sein. Unterwegs sehen wir einige Alpacas (soooooooo flauschig!) und einige Pferde uns entgegenkommen. Man kann anscheinend auch auf Pferden wieder hier hochkommen…
Tatsächlich scheint uns der Gedanke auf Pferden wieder hochzureiten angenehmer, als wir unten ankommen. Anfangs ist es recht einfach auf dieser Höhe zu laufen – aber körperliche Anstrengung macht sich dann doch bemerkbar.
Am Seeufer gibt es einen Kajakverleih und auch tatsächlich Leute die direkt im Krater Campen – ne interessante Idee, aber da es für mich selbst beim Zeltschlafen im Regenwald von Tena kühl wurde definitiv nichts für mich…
Wir machen eine kurze Pause und legen uns auf dem Strand – auch einige andere Wanderer scheinen den gleichen Gedanken gehabt zu haben – erst einmal ein wenig ausruhen, dann können wir auch Kajak fahren. Kaum 5 Minuten später scheine ich auch 2 neue pelzige Freunde gemacht zu haben: Hier tollen 2 junge Hunde rum, welche sind an uns kuscheln und einige Streicheleinheiten wollen. Euch ist wohl auch kühl, mhh?
Einige Minuten später schlendern wir auch zum Kajakverleih um für eine halbe Stunde den See zu erkunden. Keine Minute zu früh, denn es bilden sich schon Nebenschwaden auf dem gegenüberliegenden Kraterrand. Alles wirkt irgendwie unwirklich, wenn man den Nebel über dem Wasser auf sich zutanzen sieht… Wir scheinen mit einigen anderen Besuchern wohl die letzten zu sein, die heute auf den See hinausfahren – es zieht sich schon etwas zu.
Zurück am Ufer sprechen wir mit einem der vielen Pferdebesitzern, die auf Kundschaft warten: Auch sie scheinen bald hoch zu wollen. Für einen kleinen Betrag dürfen wir auf zwei Pferden mit hochreiten. Ein Blick auf die Uhr: Kurz nach 16:00 – der Krater füllt sich mit Nebel. Perfektes Timing . Die zwei Pferde scheinen genau zu wissen, was von ihnen verlangt wird: Wirklich lenken muss ich meinen Gaul nicht, und ich scheine das „Leitpferd“ zu reiten, folgen ihm Verenas Pferd und das des Besitzers relativ brav hinauf. Naja, relativ. Verenas Gaul scheint doch etwas jünger und flotter zu sein wie meiner, doch mein alter Knacker ist auch recht stur und blockt alle Überholversuche ab .
Oben angekommen schauen wir auf eine Wolken/Nebeldecke herrab – das ging ja schnell… Auch scheint die Temperatur rasant zu sinken – wir entscheiden uns also spontan, das erstbeste Lokal aufzusuchen und uns aufzuwärmen. Hier bestellen wir uns beide einen warmen Coca Tee. Perfekt um sich aufzuwärmen und er soll helfen, mit den Höhenmetern hier klarzukommen (letzeres merke ich nicht, aber er tut gut ). Während wir an unserem Tisch sitzen und Tee trinken, spricht der Inhaber des Lokals uns an – an der Ähnlichkeit der deutschen Sprache zu Niederländisch war er der Annahme, dass wir helfen könnten für einen niederländischen Gast zu übersetzen, denn dieser würde gerne ein Zimmer im Gasthaus mieten, doch sind seine Spanisch-, und die Englischkenntnisse des Eigentümers zu schlecht um sich zu verständigen. Anscheinend kann man hier wohl fast überall ein Zimmer mieten…
Zurück im Hotel begegnen wir wieder Olympia, welche uns mitteilt, dass es Abendessen um 18:00 gibt. Wir haben da noch etwas Zeit und sind noch etwas müde, also legen wir uns einen kurzen Moment hin, bevor wir hinunter zum Essenssaal gehen.
Unten sieht es festlich geschmückt aus, daher sind wir zunächst ein wenig irritiert. Wir gesellen uns zu zwei Quechua-Frauen, welche wohl auch zur Verwandschaft von Olympia gehören. Bald kommt auch ein weiteres Pärchen die Treppe runter, welches auch Gäste hier sind (Aus Belgien und Italien – wir sind also ziemliche Multi-Kulti-Gäste ). Wir kommen mit den zwei Frauen ins Gespäch und es stellt sich herraus, dass wir eigentlich zur Geburtstagsfeier von Olympias Opa mit eingeladen sind. Wir bedanken uns für die Einladung bei Olympias Mutter, welche für einen kurzen Moment aus der Kuche kommt – In der Küche scheinen mehrere Leute eifrig am Rotieren zu sein – ich bin wirklich gespannt, wie ein Geburtstag bei Quechua gefeiert wird…
Nach und nach erscheinen auch alle Verwandte – wir helfen, Tische zusammenzurücken und werden gebeten auch Platz zu nehmen. Unsere Host, Olympias Mutter erzählt uns, dass heute der 85te Geburstag ihres Vaters ist…„Der 82te!“ korrigiert Olympias – beide schauen sich an… und einigen sich auf „Muchos años“, während die Frau des Geburstagskindes in schallendes Gelächter ausbricht und die Gruppe mit einstimmt .
Es gibt Sekt als Einstieg und wir stoßen auf die Gesundheit des Großvaters an, nachdem wir in der Runde jeweils über etwas erzählen, wofür wir dankbar sind. Interessanterweise müssen die jüngeren Familienmitglieder hier übersetzen, auch wenn wir in Spanisch sprechen: Die älteste Generation am Tisch spricht tatsächlich nur Quechua – eine Sprache, welche – so finde ich – sich sehr nach etwas Zentralasiatischem anhört.
Insgesamt überrascht mich die Feier eher damit, dass sie mich… nicht überrascht. Es ist eine gesellige Zusammenkunft mit reichlich leckerem Essen und sehr ( ! ) vielen Kuchensorten, bei dem viel geredet und gescherzt wird.
Der Abend wird recht lang, und bevor wir ins Bett gehen, machen wir noch den Ofen im Zimmer an – draußen weht ein bitter kalter Wind. Im großen Saal unten haben wir gar nicht gemerkt, wie kalt es draußen geworden ist…