Baños –
Der Tag beginnt sehr früh für mich – direkt nach dem Aufstehen laufe ich die Straße „Vicente Rocafuerte“ bis zur „Pastaza“ hinauf. So früh am morgen die steile Straße hinauf ist nicht ohne. Die Stadt wirkt wie ausgestorben, aber der Bus (1 USD) wartet schon an der Kreuzung.
Bis 5:45 Uhr füllen sich langsam die Sitzplätze. Tatsächlich scheine ich der einzige Ausländer hier zu sein – so früh kommt wohl niemand auf die Idee zur Casa de Arbol zu fahren. Ich hoffe mal, ich schaffe es ein schönes Foto vom Tungurahua bei Sonnenaufgang zu schießen. Zur Zeit kann ich absolut nicht voraussagen, ob das so klappt, wie ich mir das vorstelle – es ist noch stockfinster.
Während der Fahrt steigen immer mehr Leute aus – bis ganz nach oben scheint wohl kaum jemand fahren zu wollen. Der Bus bleibt oft gar nicht mal richtig stehen für den Ausstieg – alles geht recht schnell. Am Beobachtungszentrum angekommen steigt vor mir der Parkwächter aus und wir schlendern gemeinsam zum Eingang (1 USD). Mein Stativ erblickend meint er noch, dass ich wohl leider heute Pech haben werde fürs Fotografieren – er glaubt nicht, dass die Wolken sich hier oben verziehen werden. Ja, ich muss wohl das beste draus machen…
Seismische Beobachtungsstation Tungurahua
Kaum habe ich den Park betreten, fängt es auch an leicht zu nieseln. Mist. Zwar habe ich tatsächlich nicht das beste Wetter heute, aber die Aussicht ist dennoch atemberaubend. Gestern scheint es auf dem Vulkan geschneit zu haben und es ist noch einiges liegengeblieben.
Ein Blick auf die Uhr: Es ist kurz nach 8:00 – ich sollte mich langsam auf den Weg machen um den Bus wieder runter zu erwischen. 8:15 – noch kein Bus da. Hat er Verspätung? Ich fange an langsam hinunterzulaufen: Einige Autos kommen mir entgegen, aber kein Bus weit und breit. Auch mein Magen fängt an sich zu melden, doch der Snackladen einige Meter weiter hat immernoch geschlossen…
Der Steinweg dem ich folge, mündet irgendwann zu einer asphaltierten Straße – ich scheine ein ganzes Stück gelaufen zu sein. An einer Busstation frage ich einen dort wartenden Mann wann denn der nächste Bus kommt: Pech gehabt! Der nächste runter kommt erst um 11. Da heute recht schlechtes Wetter ist und es nicht gerade Hauptsaison ist, fährt der 8-Uhr Bus nicht. Meine einzige Möglichkeit wäre mit einem Taxi oder per Anhalter zu fahren. Hätt ich das mal gewusst, hätte ich den Daumen schon vor ner Weile rausgestreckt – jetzt kommt kein Wagen mehr in meine Richtung. Der Mann wird bald auch von einem Auto abgeholt – jedoch Bergaufwärts.
Die Versuche Verena eine SMS zu schreiben damit sie weiß, wo ich mich noch aufhalte, schlagen fehl – hier oben gibt es absolut kein Empfang.
War die Strecke wirklich schon letztes mal so lang? Ich trotte im Takt des Proclaimers-Liedes „I’m gonna be“ den Weg entlang. An einer offenen Hauseinfahrt höre ich schon recht aggressives Bellen mir entgegenkommen. Hat mir grad noch gefehlt. Ein Schäferhund, ein Dobermann und irgendwas kleineres aber sehr pelziges und aggressives scheinen hier zu wohnen. Kehrtwende. Ich laufe einige Meter zurück, packe mein Stativ aus dem Rucksack und fahre es auf maximale Höhe aus. Ich wechsle auf die gegenüberliegende Straßenseite und laufe langsam ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken am Grundstück vorbei – Knurren und Bellen schallt zwar in meine Richtung, aber das wars dann auch schon. Heil durchgekommen. Dann sehe ich auf meiner Straßenseite einen weiteren, recht pelzigen weißen Hund, der mit dem Rücken zu mir liegt. Keine Lust jetzt auf viel Seitenwechseln. Ich laufe weiter: Das Pelzknäul schien wohl ein Nickerchen gemacht zu haben, denn erst nachdem ich ganz nah dran war, schreckt es hoch. Schaut nach links, schaut nach rechts… dann endlich dreht sich Bello um. Sieht mich, schaut verdutzt, und rennt jaulend weg. Klasse, diese Art von Wachhunden sind mir die liebsten…
Fahren um diese Uhrzeit überhaupt Leute den Berg hinunter? Ich habe seit der Bushaltestelle keine einzige Person gesehen, geschweige denn ein Auto. Dann kommt mir der Bus zur Beobachtungszentrum entgegen. Es ist schon fast 10… Heut hab ich meine Dosis Sport schon gemacht. So ca 5 Minuten später habe ich jedoch Glück: Ein Pickuptruck fährt in meine Richtung und ich werde auch prompt mitgenommen, klasse ! „Spring hinten rein!“. Ich bin jetzt ein sehr sehr glücklicher Pritschenboy – meine Füße tuen mir echt schon weh.
Parque Juan Montalvo
Die Jungs fahren runter zum Dorfplatz, da liegt der Fußballplatz auf dem Weg wo ich mich herzlich bedanke und aussteige. Uff, endlich am Hostel! Frühstück! Richtig, richtig richtig guter Kaffee! Und Bananenbrot mit Schokolade! Und Früchte… und…! Ich bin echt froh was zu essen zu bekommen…
Der Plan für heute war ja eigentlich ein Entspannungstag, und den brauche ich jetzt tatsächlich dringend . Da es hier die Möglichkeit gibt sich massieren zu lassen, entscheiden wir uns für eine Knet-session am Nachmittag. „Alles tut irgendwo weh, das ist nun dringend nötig“.
Baños de Agua Santa & Cascada de la Virgen
Zuerst jedoch wollen wir die örtlichen Heilbäder besuchen. Nicht umsonst heisst der volle Stadtname hier auch „Baños de Agua Santa“ (Bäder des heiligen Wassers). Diese befinden sich in Steinwurfnähe direkt unter dem Wasserfall: Ich bin erstaunt, dass man sich in den Piscinas absolut nicht als Tourist fühlt. Kein Gringo Tax, die Eintrittspreise sind extrem günstig (2 USD) , und es gilt Badekappenpflicht für alle. Zahlreiche schwefelhaltige heiße Quellen speisen die Becken von mehreren Thermalbädern. Dabei wird das Wasser zum Teil mit dem des Wasserfalls gemischt um unterschiedliche Temperaturen zu erreichen. Ahhhhhhhh. Entspannung!
Durchgeweicht und entspannt machen wir uns wieder auf dem Weg zum Hostel – die Massage wartet (30 USD). Nach all der Action der letzten Tage haben wir uns Entspannung verdient. Ena entscheidet sich für eine Hot Stone Massage und ich mich für eine klassische für Verspannungen. Alle schmerzenden Stellen und Prellungen der letzten 2 Tage werden wegmassiert. Ich fühle mich einfach klasse jetzt .
Nach einer kleinen Siesta machen wir einen Spaziergang durch die Stadt und schauen uns nach Anbietern für Paragliding um – die Aussicht von oben über die Gegend hier muss unglaublich sein. Leider scheinen wir kein Glück zu haben: Da es zur Zeit viel zu windig ist, werden keine Flüge angeboten. Stattdessen buchen wir eine Tour mit einem der typischen Partybusse (Chiva Tour) um uns die Gegend um den Canyon vor Baños anzuschauen.
Abendessen finden wir in der „Casa de Abuela“: Fleisch satt! Dazu gibt es diverse Beilagen mit Ananas. Lecker! Heute ist definitiv ein Entspann-& Erholtag . Nachdem wir einen Abstecher im „Leprechaun“ für einige Cocktails gemacht haben, besuchen wir noch einen Supermarkt um und mit Proviant für morgen einzudecken – diesmal ist sogar fast was gesundes dabei !