Yogyakarta –
Oh Mann, schon wieder mit üblen Halsschmerzen aufgewacht. Das mit dem Klimaanlagen richtig Einstellen müssen wir noch lernen.
Heute haben wir uns vorgenommen, uns das vielgepriesene Ramayana Ballet anzuschauen oder zumindest Karten für die nächsten Tage zu besorgen. Aber vorher suchen wir nach einem anderen Hotel… ruhiger und mit nem etwas größeren Zimmer. Unsere Wahl: Das Abadi Hotel direkt vor dem Hauptbahnhof, so haben wir es echt nicht weit zum Zentrum und können am letzten Tag einfach über die Straße laufen um den Zug nach Jakarta zu nehmen. Halt ein wenig mehr Luxus zum Schluss der Reise… „oder so“ . Das Klo in unserem Zimmer wohl für Zwerge konstruiert, aber mit der Kerze im Bad wird man trotzdem irgendwie ne romantische Atmosphäre hinbekommen . Naja, wird schon irgendwie gehen…
Der Tag heute soll nicht allzu anstrengend werden – bissel in der Stadt rumschlendern und mal sehen wie man sich das Ramayana Ballet anschauen kann. Der Plan was ursprünglich Die Hauptstraße Richtung Sultanspalastpalast zu laufen und nebenbei sich per Handy im Internet schlauzumachen (Das Wifi im Hotel ist wirklich nicht das beste). Leider klappt das nicht so wie gedacht: Es ist so warm und schwül, dass der Touchscreen nicht das tut, was er soll. Das Handy zu benutzen ist fast unmöglich. Also frage ich einfach mal nach nem Internetcafe. Nichtmal 50m entfernt soll eins sein. Cool. Tatsächlich sind es gerade mal 10 Schritte zum Cafe . (Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass wir merkwürdige Entfernungsangaben von Indonesiern erhalten. Ich habe die Vermutung, dass generell auch für kleinere Strecken hier meist immer der Roller benutzt wird – die Bürgersteige sind jedenfalls oft zugestellt, und wirklich viele Einheimische, welche auf ihnen laufen sieht man nicht). Info vom Netz ziehen also und dann weiterschauen…
Yogyakarta wirkt anders als die Städte auf Bali, herrscht hier eher der Islam als Hauptreligion: Auf dem Marktplatz, der sich im Schatten der Gebäude vom Bahnhof bis zum Presidentenpalast Gedung Agung zieht, sieht man ein Meer von bunten Kopftüchern. Auf dem Markt scheint man tatsächlich alles kaufen zu können – besonders T-Shirts werden hier in Massen angeboten. Ich schaue mich ein wenig nach einem Shirt als Souvenir um, mit Universitäts- oder Fußballverein-Aufdruck – ein wenig schwierig, denn die Manga-Motive dominieren doch. Leider habe ich letztendlich keinen Erfolg: Es gibt zwar Shirts der Universität Yogyakarta, doch insgesammt sind diese immer einige Nummern zu klein – Auch die Verkäufer haben nicht in irgendeiner Ecke etwas größeres. Schade. Da wir noch recht viel Zeit haben, entscheiden wir uns, in ein Batikattelier hineinzugehen, an dem wir fast vorbeigegangen wären. Generell gibt es einiges Sehenswertes hier, wenn man die Augen offenhält. Handwerk wird großgeschrieben – wobei viele Sachen auch Geschmacksache sind: Ausgestopfte Nagetiere sind nicht so mein Fall .
Die Stadt selber ist schwer zu beschreiben… sie scheint in viele Teile gespalten zu sein (mit all ihren angrenzenden Regierungsbezirken) und unterschiedliche Charakter aufzuweisen. Teilweise läuft man durch einige Gässchen und fühlt sich in einer Millionenstadt fast wie in einem Dorf. Einstöckige Häuser, verwinkelte, autofreie, ruhige Gassen. Auch Touristen sind hier eher eine Seltenheit… Man spürt oft die neugierigen, aber nicht unangenehmen Blicke der Leute…
Google Maps folgend, machen wir einen Schlenker am Platz vor dem Sultanspalast und erreichen die Einkaufsmeile Yogyakartas. Da wir uns etwas zu trinken holen wollen, betreten wir ein größeres Einkaufscenter und werden gleich geflashed: In über 5 Stockwerken gibt es hier Mobilfunkanbieter und Elektronikgeschäfte für Handys. Für das leibliche Wohl befinden sich im Untergeschoss zahlreiche Imbisse und Fastfoodketten. Wow… Ein wenig lassen wir uns noch von dem klimatisierten Gebäude abkühlen, bevor wir was kaufen – man merkt hier wirklich, wie warm und schwül es draussen tatsächlich ist.
Mit je einem eisig-kaltem Softdrink verlassen wir das Einkaufscenter und finden den Aufführungsort für das Ramayana Ballet einen Steinwurf davon entfernt. Karten kann mich sich für heute problemlos kaufen und das im Preis inbegriffene indonesische Buffet wird in einer halben Stunde eröffnet, gutes Timing. Der Blick in den Garten mit gedeckten Tischen verrät: Das ganze hat einen vornehmeren Rahmen als gedacht.
Wir spielen wirklich mit dem Gedanken wieder zum Hotel zu laufen und uns ein wenig schicker anzuziehen, aber zeitlich werden wir das sicherlich nicht mehr schaffen. Da aber auch der Kartenverkäufer meint, unser Outfit sei so vollkommen in Ordnung, kaufen wir also zwei Karten (350000 IDR (24.28 USD) pro Person) und machen noch einen kleinen Abendspaziergang bevor wir zurückkehren. Inzwischen hat sich der Parkplatz vor dem Gebäude gefüllt, und auch das Buttet wurde eröffnet. Der Blick auf die anderen Gäste:
Ja, wir sind underdressed, allerdings nicht extrem, schließlich habe ich heute ein Hemd mit langer Hose angezogen und Elke ein Kleid. Ich denke wir sind im guten Mittelfeld, mit der indischen Reisegruppe, welche sich in die besten Kleider geworfen hat am einen Ende und einem Touristenpärchen in Hawaiihemden am anderen. Alles in allem haben wir trotz unseres Tagesablaufes nicht großen Hunger und probieren von allen Speisen ein wenig. Kein Vergleich mit dem Buffet auf Bali – das Essen ist nicht an den westlichen Geschmack angepasst. Vermutlich auch deshalb, weil der Hauptanteil der anwesenden Gäste aus Asien sind. Während des Essens wird traditionelle javanesische Musik gespielt und auch die Darstellerin von Prinzessin Sinta erscheint kurz zu einer Tanzeinlage. Interessant, diesen speziellen Tanzstil auch noch von Nahem zu sehen. Ich gehöre zu den Leuten, die gerne zwischen den Stücken von Musikern Beifall geben – Auch beim Essen. „Der Applaus ist das Brot des Künstlers“, oder so – und nach 2 Stücken ohne Beifall fange ich dann doch zögerlich damit an. Ich weiß nicht, ob es nicht wirklich üblich ist in Indonesien bei solchen Veranstaltungen zu Klatschen (die anderen Gäste stimmen doch daraufhin mit ein), aber ein wenig irritiert es die Musiker doch, dass sie aufblicken und dann doch lächeln müssen.
Das Balett selber ist eine Abwandlung des Lelong Barong Tanzes, der einen anderen Teil der Ramayana Sage erzählt. Die Aufführung findet in einem Amphitheater statt und die Kostüme sehen toll aus. Ich kann die Quälität der Aufführung generell schlecht beurteilen. Sicherlich wirkt dies auf einen nicht-Griechen genauso wie ein Besuch eines klassischen Werkes (auf Griechisch) in den antiken Amphitheatern von Epidaurus oder Philippi. Die Aufführung ist finde ich sehenswert und unterhaltsam, mit einem großen traditionellen Orchester (viele der Musiker, welche während des Buffets gespielt haben, sind hier auch dabei), doch recht wenige der Inder (welche wohl die Sage kennen) scheinen beeindruckt zu sein… Mhh? Egal. Ist ein Klasse Abendprogramm für mich.