Probolinggo –
2 Uhr. Der Wecker klingelt. Meh. Und wieder Halsschmerzen durch das Aircondition. 15 Minuten später klingelt das Telefon. Nanu? Ein Weckanruf – Obwohl wir ihn nicht bestellt haben, hat das Personal sich gedacht, dass man auf Nummer sichergehen kann, nachdem wir unseren Trip und das kommende Check-out für heute erwähnt haben. Sogar ein Breakfast Package ist für uns bereitgestellt worden, als wir das Hotel durch die Lounge verlassen. Top ! Unser Shuttle für Mount Bromo lässt nicht lange auf sich warten. Pünktlich um 2:30 Uhr gehts bergaufwärts.
Nach einer etwas längeren Fahrt erreichen wir das kleine Dorf Cemoro Lawang mit einigen kleineren Hotels. Wir steigen aus und haben zeit uns ein wenig die Beine zu vertreten. Wenig später kommt Tammy aus den Staaten und Eduardo aus Brasilien hinzu, welche wohl mit uns weiterfahren werden. Unser nächstes Gefährt ist ein in die Jahre gekommener Jeep, der jedoch noch sehr robust zu sein scheint. Wir steigen hinten zu einem Pärchen aus Thailand und Frankreich hinzu, und Tammy und Eduardo setzen sich vorne neben dem Fahrer. So sieht Multikulti aus – 7 Personen im Auto, 7 unterschiedliche Nationalitäten ()
Ein richtiges Geländefahrzeug scheint hier Pflicht zu sein: Die Serpentinenstraße ist nicht nur extrem eng, sondern auch unbefestigt und stark abfallend. Steile Felswände ziehen sich auf der linken Fahrseite entlang, metertiefe, unbewachsene Abgründe auf der rechten Seite. Wirklich wohl ist uns nicht dabei, schließlich haben wir noch dank Nebel gerademal 3-5m Sicht. Obwohl unser Fahrer sehr routiniert zu sein scheint, schafft es eher Tammy die Anspannung zu lösen mit ihrer absichtlich verstellten quäckenden Stimme: „Ohmagawd, we’re all gonna dieeeeeeee!“
Bromo-Tengger-Semeru National Park –
Nach einigen Stunden erreichen wir den Eingang zum Nationalpark, für den wir 200000 IDR (13.88 USD) Eintritt pro Person zahlen müssen. Der Jeep kommt an einer befestigten Straße zum halt, an der sich weitere Geländefahrzeuge links und rechts hintereinanderreihen.
Endlich bei Pinajakan II (die bekannte Aussichtsplattform von der wohl 3/4 aller Mount Bromo Bilder geschossen werden) angekommen ! Wir steigen aus – und spüren gleich die tieferen Temperaturen. Krass. Der Hoodie, den ich anhabe bringt echt kaum was – zum Glück kann man sich jedoch wärmere Jacken leihen…
Dann die Ernüchterung: Wie schon fast erwartet bei so vielen geparkten Jeeps, ist es nicht gerade leer hier. Eher das Gegenteil. Dicht aneinandergedrängt reihen sich schon recht viele Leute am Geländer entlang um die beste Sicht auf die Vulkane zu erhaschen – Dabei ist die Sonne nochnichtmal aufgegangen. Es ist heute besonders nebelig – man kann nur einige Teile der Vulkanlandschaft erkennen, was jedoch die beeindruckende Aussicht nicht beeinträchtigt. Es ist haltmal wieder anders als auf den ganzen „perfekten“ Fotos im Netz. Hinter dem Geländer gibt es noch einen kleinen Vorsprung, auf dem sich noch 2 andere Leute befinden. Was solls – so hat man zwar eine schlechtere Position für Fotos, aber ein wenig mehr „personal space“. Ich klettere durch das Geländer und setze mich auf den Boden. Der Typ neben mir grinst: „Damn tourists, eh?“ und schwenkt seine Kamera. „Don’t you dare to ruin my professional photos!“ – ich schwenke meine Kamera und drohe grinsend mit der Faust. Hmm, ich erinnere mich an meinen Griechenland-Trip mit meinem Kumpel Florian vor paar Jahren, da hab ich absichtlich keine Kamera mitgenommen um mal nicht wild Bilder zu schießen – ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich mich dieses Mal zurückgehalten habe – der Image-Counter auf der Kompaktkamera nähert sich schon den 4-stelligen Bereich. Nee, ich glaube niemand ist wirklich toller und besser und „one with nature“ und all der Mist während dem Reisen. Letztendlich: Ob „traveller“ oder „tourist“, es steckt fast eh doch dasselbe drin. Schönrednerei mit Schokoglasur.
Nach einer Weile lichtet sich der Platz, denn die ersten Leute sind schon auf dem Weg zu ihrem Jeep um weiter zum Vulkan zu fahren. Da ich mein Frühstückspaket schon auf der Fahrt vernichtet habe, meldet sich wieder mein Magen – zum Glück gibt es hier einige Stände mit verschiedenen Streetfood: Jagung Bakar – ich mag Mais Irgendwie schaffen wir es auch in den Menschenmassen unsere Gruppe und den Jeep wiederzufinden (Und die Jeeps sehen dummerweise fast alle gleich aus – ne Idee, die mir später kam, wäre das Kennzeichen abzufotografieren…). Dann gehts eine andere Straße runter Richtung Vulkankrater durch eine weite Ebene, der Segara Wedi (Sea of Sand). An der Caldera gehts dann ca 5km zu Fuß weiter (oder man entscheidet sich, ein Pferd zu leihen). Wir machen uns zu Fuss durch die Asche und den Sand nach oben – Nebel und Staub lassen die Landschaft unwirklich erscheinen… Kombiniert mit den ganzen Gäulen muss ich unweigerlich an den Film „Hidalgo“ denken…
Auf halber Strecke erscheint schemenhaft ein Tempel aus der Mischung von Nebel und Staub – Pura Luhur Poten, wie ich später erfahre. Einige Steinhaufen scheinen hier so positioniert worden zu sein, dass man sich bei diesen schlechten Sichtverhältnissen nicht verläuft, auch hoffe ich, dass die Leute vor uns in die richtige Richtung laufen .
Irgendwann erreichen wir die ersten Vulkanfelsen, dann geht es immer steiler bergauf, bis man die letzte Etappe erreicht am Plateau direkt unterhalb Mount Bromos. Jetzt geht es eine recht steile Treppe mit ca. 300 Stufen hinauf. Ein wenig muss man hier aufpassen, da sie ziemlich versandet und an einigen Stellen rutschig ist (und es ist auch empfehlenswert, langsam aufzusteigen, das ist kein Wettrennen). Außerdem kann einem schon mal ein Windstoß von der Seite her Sand und Asche in die Augen wehen. Doch der Aufstieg ist es wert: Es eröffnet einem ein unvergesslicher und einmalige Blick von oben: Auf der Aufstiegseite liegt die Sandwüste unter einem und hin und wieder sieht man sogar kleine Wirbelwinde in der Ebene. Der Krater des Bromo ist noch weitaus beeindruckender, mit seinem konstant aufsteigenden Rauchwolken.
Der Kraterrand selbst verengt sich auf der linken Seite der Treppe und führt dort zur höchsten Stelle. Allerdings ist er dort auch absolut unbefestigt und ist gerade mal 40cm schmal. Allzuweit traue ich mich da nicht raus, ich hänge an mein Leben – schließlich kommt auch gerade jetzt dort auch Nebel auf, der einem die Sicht nimmt… Aber mal hier Paragleiten..? Das wäre echt nen Ding…
Wir genießen noch ne ganze Weile die Aussicht und steigen langsam die Treppen wieder hinunter. Der Nebel hat sich inzwischen gelichtet und man kann einige in den Felsen gehauene Skulpturen erkennen – wohl eher von den Einheimischen gemacht als von Reisenden… das hat sicher ne ganze Weile gedauert, das so hinzubekommen. Mit unserem Jeep geht es weiter zum Eingang zur Caldera. Dort haben wir noch ne halbe Stunde Zeit uns die Vulkanebene anzuschauen. Mit einem Shuttle geht es dann langsam weiter Richtung Probolinggo mit einem kleinen Zwischenstopp in Cemoro Lawang. Kaum ne Viertelstunde gefahren, fängt der Wagen an zu schliddern: Wir haben nen Platten. Ein wenig nervös schauen wir nun doch auf die Uhr, denn unser Shuttle für die Weiterfahrt nach Yogyakarta sollten wir nicht verpassen. Während des Radtausches komme ich ins Gespräch mit zwei britischen Mädels, welche ihre Route genau andersrum geplant haben als wir. Infoaustausch für Bali, die Gilis, Yogyakarta und Jakarta. Sehr gut .
Der Reifen ist doch recht schnell gewechselt… Knappe 15 min. vor Ankunft des Shuttles nach Yogyakarta kommen wir am Hotel an… Glück gehabt .
Probolinggo –
Ziemlich in Panik kramen wir unser Zeug zusammen und werden auch gleich von einem klapprigen Minivan eingesammelt. Der Fahrer nimmt noch einige andere Mitfahrer mit: Zwei Jungs aus Schweden (Phil und Tom) und auch Eduardo sehen wir so wieder 2 javanesische Jungs fahren vorne auf der Fahrerbank auch mit. Zwar hätten wir zu 5t hinten recht viel Platz im Wagen, doch durch die ganzen Rucksäcke und den eng geschnittenen Sitzbänken ist es wie üblich recht eng. Wir verteilen uns also auf die 3 Bänke, mehr liegend als sitzend. nach ner gefühlten Stunde Fahrt steigt der erste Junge vorne irgendwo im Nirgendwo aus. Bisher scheinen wir nicht wirklich auf einer Landstraße gefahren zu sein kommt es mir vor. Die ganze Fahrt über habe ich Gebäude auf beiden Straßenseiten gesehen. Merkwürdig.
Einige Umwege später, in denen Unser Fahrer immer wieder verschiedene Pakete ein-und-abläd (was wohl alle im Van sehr merkwürdig finden), gibt es dann den nächsten längeren Halt: Während wir erwarten, dass er wieder ein Paket abholt, dauert sein Aufenthalt im Haus doch recht lange – Nach guten 15 min Warten mache ich die Schiebetür auf und steige aus. Es wird wirklich warm im Van. Auch alle anderen verlassen den Wagen – es ist extrem ungemütlich da drinnen. Leider kann mir Arif, der Junge der auf der Fahrerbank mitgefahren ist, auch nicht genaueres sagen, er ist genauso ratlos, was das Ganze soll.
Nach guten 30 Minuten erscheint dann unser Fahrer, kauend, mit noch nem Sandwich in der Hand. Echt jetzt? Man könnte uns ja auch sagen, dass er heimfährt um zu essen – dann hätten wir uns auch was zu Mittag gesucht. Stattdessen bekommen wir ein „Gogo, fast in car!“ mit vollem Mund zugerufen. Alter…
Einige Snacks hatten wir uns mitgenommen für die Fahrt, die 3 anderen Jungs auch – wir teilen einfach mal alles auf – Arif scheint auch happy darüber zu sein, eigentlich sollte er schon längst bei sich daheim sein, meint er. Eine Stunde später hat er es dann auch heimgeschafft. Langsam macht sich Müdigkeit bei allen bemerkbar, schließlich hatten wir alle nicht wirklich viel Schlaf heute (Phil und Tom waren ebenfalls auf Mount Bromo heute früh) – Doch an Schlaf ist nicht zu denken. Jegliche Schlafversuche werden durch riskante Überholmanöver und abruptes Bremsen bis zum vorausfahrenden Wagen unmöglich gemacht. Statistisch gesehen wären wir toter als tot. Wir versuchen alles mit etwas Galgenhumor zu nehmen.
Irgendwo an einer breiten Verkehrskreuzung müssen wir auf die Ampel warten. Es wird Grün, wir fahren an… der Motor knattert, keucht… und säuft ab während wir durch den Schwung noch langsam auf die Kreuzung rollen. Tür auf und anschieben – Motorknattern, dann -brummen und wir fressen alle ne ordentliche Ladung Ruß, aber wir scheinen weiterfahren zu können. Inzwischen ist die Ampel auf der Querstraße auf Grün gesprungen und die ersten Roller schlängeln sich an uns vorbei. Einige kichernde, grinsende Leute kann ich darunter sehen – ich glaub irgendwie nichtmehr dass sowas hier ne Seltenheit ist (und wir scheinen nicht wirklich Glück mit Bussen zu haben – Erst die Fahrt von Denpasar hierher, dann der Platten heute morgen, jetzt das )
Yogyakarta –
Die Weiterfahrt ist genauso scheiße. Unser Galgenhumor schwindet bald und wandelt sich in Frust. Auch die kleine Pause mit Abendessen an einer Raststätte gegen 6 Uhr rum Ändert daran nichts. 9-10 Stunden waren eigentlich vorausgesagt für die Fahrt. Wir sitzen nun mehr als 13 im zu engen Minibus. Als der Fahrer uns dann noch knapp an der Stadtgrenze von Yogyakarta rausschmeissen will (hat gerade eine weitere Lieferung vor einer Haustür abgeladen) haben wir die Schnauze endgültig voll. Abgemacht war eine Weiterfahrt bis zur Innenstadt und nich am Arsch der Welt. Und so es kommt zum ersten Streit…
Mißmutig gibt der Fahrer jedoch nach – jeder hat nen Festpreis gezahlt und eine Sightseeing-Tour durch verschiedene Dörfer sollte auch nicht drinsein. Doch dann in der Innenstadt in der Nähe der Zugstation kommt es zum zweiten Streit: „You pay extra for center, long drive“ – So nicht Freundchen. Du machst hier dein Nebengeschäft mit dem Fahrzeug des Transferunternehmens, lässt uns wortlos im Bus sitzen, während du mal ne Pause daheim machst, hälst dich nicht an den abgemachten Zielort, und jetzt willst du noch mehr Geld? Nö .
Das ganze spitzt sich zu als wir uns weigern – Dann bedroht er uns auch noch . „I punch your face“. Ja, versuchs mal. Gegen 4 Kerle sind es leere Drohungen – das sieht er auch auch recht schnell ein, als wir nicht den Schwanz einziehen. Angepisst lässt er locker, während wir uns vom Shuttle entfernen und nach nem Hostel suchen. Als wir um die Ecke biegen, hören wir den nicht anspringenden Motor des Vans mit einer gewissen Genugtuung. Arschloch.
Wir suchen uns das erstbeste Hostel: Winzig kleine Zimmer und kein Fenster. Egal. Hauptsache ein Bett zum schlafen.