San Cristobal de las Casas –
Uff, wir wachen zwar ohne Kater auf, aber doch relativ spät. Ausschlafen ist heute bitter nötig. Da im inclusiven Früstück des Hostels recht wenig glutenfreie Speisen* vorhanden sind, müssen wir uns in der Stadt ein anderes Lokal suchen. Wir finden auch bald ein recht gemütliches Café und bestellen uns leckere Chilaquiles.
Zocalo
Mit vollem Magen machen wir uns auf, die Altstadt zu erkunden: Irgendwie ist von den Feierlichkeiten von Dia de los Muertos noch nicht viel zu spüren. Einige Altare sind an Geschäften und Hauseingängen aufgestellt und es wird einiges an Süsskram in Schädelform verkauft . Die Stadt selbst scheint sehr viele schöne koloniale Bauten zu besitzen. Von „Zocalo“, dem Hauptplatz der Stadt aus, laufen wir die Fußgängerzone entlang, durch viele enge, malerische Gässchen. Häuser mit farbenfroher abblätternder Farbe geschmückt viel zahlreichen Graffitis – ich bin froh, hergekommen zu sein… trotz recht holpriger Fahrt. Zwischen den kerzengeraden Straßen entdecken wir von weitem schon die „Iglesia de Santa Lucia“ – eine der schönsten Kirchen, welche ich bisher gesehen habe.
Catedral de San Cristóbal
Gegen Abend füllen sich die Strassen jedoch mit Kindern in Halloween-Kostümen. Auch die Altare an den Geschäften mehren sich spürbar. Ein besonders großer Altar am Platz der „Catedral de San Cristóbal“ dient als Mahnmal für ungestraften Mord von Mädchen und Frauen in lateinamerikanischen Ländern – sogenannten „Femizid“. In vielen Ländern Lateinamerikas werden zudem weibliche Opfer von Gewalt häufig stigmatisiert und ausgegrenzt – besonders in der indigenen Bevölkerung. Viele Behörden dokumentieren entweder Frauenmorde nicht oder sehr lückenhaft. So gehen Beweise „verloren“, Zeugenaussagen werden in Frage gestellt und Anzeigen unzureichend aufgenommen. Ein Großteil der Täter kommt somit ungeschoren davon. Ein wenig bedrückt suchen wir uns ein Gasthaus .
Wir entscheiden uns für das „Chaya“ mit indigenem Essen. Hier bestellen wir uns zwei unterschiedliche Speisen und mischen diese: In Maisblättern gekochter Maisbrei (Tamales) mit verschiedenem Fleisch und Gemüse und eine Fleischplatte mit lokalen Spezialitäten. Das ist mal etwas anderes. Währenddessen kommen viele Kids in Kostümen in das Lokal und singen dem Personal etwas vor: „Nicht Fleisch und Gemüse wollen wir, und auch kein Bier – Wir wollen nur süßes!“. Als Belohung für schönes Singen werden die mitgebrachten Körbchen mit Süßigkeiten – ein wenig anders als das bekannte „trick-or-treat!“. Einige von den Kostümen sind dabei recht traditionell im „Dia de los Muertos“-Stil gehalten und ziemlich prunkvoll.
Auch später auf der Strasse sehen wir einige traditioneller kostümierte Leute. Selbst bei Nachfrage bei verschiedenen Leuten wird uns aber nicht so ganz klar, wann denn genau das große Feiertags-Event auf dem Friedhof sei**. Auf dem Weg zu Puerta Vieja, unserem Hostel entdecken wir einen Abenteuertour-Anbieter und entscheiden uns mal hineinzuschauen. „Xaman Expeditions“ hat einige interessante Angebote und unsere Wahl fällt auf eine Ziplining-Tour morgen im nahegelegenen Canyon.
Iglesia la Merced
Gegen Abend laufe ich noch kurz zum Park der Kirche „Iglesia la Merced“, um einige Nachtaufnahmen zu machen. Dabei kommen mir beim Pavillon des Parks mehrere im Dia de los Muertos-Stil bemalte Jungs in Kostümen des 18ten Jahrhunderts entgegen. Vor der Kirche versammeln sie sich und führen ein kleines Theaterstück auf. Mein Spanisch ist nicht gut genug um alles zu verstehen . Einige Fotos später werde ich jedoch von ihnen zu einigen Tequila-Shots am Pavillon eingeladen. Sie sind eine Gruppe Studenten, welche einer Theater-Gruppe angehören. Ein wenig Smalltalk später (mehr Zeichensprache als Spanisch ) verabschiedete ich für meinen Heimweg.
*Ena hat Zöliakie
**Wie wir später herausfinden, sind die Festlichkeiten am 31.10 in Merida und am 01.11 in San Cristobal de las Casas auf dem Friedhof